Jun 09, 2017 18:36 CET

Die Besprechung der Sure Ahzab, Sure 33, hat uns, liebe Hörerfreunde, zu dem Vers 32 geführt. In diesem Vers wird Folgendes offenbart:

(33: 32- 34)

 

يَا نِسَاءَ النَّبِيِّ لَسْتُنَّ كَأَحَدٍ مِّنَ النِّسَاءِ ۚ إِنِ اتَّقَيْتُنَّ فَلَا تَخْضَعْنَ بِالْقَوْلِ فَيَطْمَعَ الَّذِي فِي قَلْبِهِ مَرَضٌ وَقُلْنَ قَوْلًا مَّعْرُوفًا

„O Frauen des Propheten, ihr seid nicht wie irgendeine von den Frauen. Wenn ihr gottesfürchtig seid, dann seid nicht berückend  im Reden, damit nicht derjenige, in dessen Herzen Krankheit ist, begehrlich wird, sondern sagt geziemende Worte.“ (33: 32)

                                                

Schon im vorhergehenden Teil waren Verse über die Gemahlinnen des Propheten Gegenstand unseres Beitrages. Er handelte von der Stellung, die sie einnehmen. Im Vers 32 wird noch einmal darauf hingewiesen, dass sie, weil sie zur Familie des Propheten gehören und dadurch eine hohe Verantwortung besitzen, sich nicht mit den anderen Frauen vergleichen können. Sie sind nämlich,  ob sie wollen oder nicht,  automatisch ein Vorbild für diese. Mit anderen Worten: Ihr gutes bzw. schlechtes Verhalten wirkt sich auf die Gesellschaft aus.  Der Vers 32 deutet auf ein typisches Beispiel für das Verhalten von Frauen in der Gesellschaft hin und daher wird hervorgehoben, dass die Gottesfürchtigkeit Zurückhaltung im Gespräch mit  Männern erfordert, die  nicht mahram sind. Alle Männer sind nicht mahram für  eine Gläubige, bis auf ihren   Ehemann und alle männlichen Verwandten, die einem so nahe stehen, dass sie auch theoretisch nicht geheiratet werden dürften, wie Vater, Onkel, Bruder, Sohn, Sohn der Schwester.

Im Vers 32 der Sure 33  werden die Gemahlinnen des Propheten angewiesen, auf eine Weise zu sprechen, dass Männer mit Hintergedanken sich nicht angezogen fühlen. Vielmehr sollen sie,  weil sie  Vorbild der Gläubigen sind,  sich bereits beim Sprechen sittsam verhalten, so dass auch die anderen gläubigen Frauen sich daran ein Beispiel nehmen.

 

Wir können uns klarmachen:

Erstens: Die Stellung von Personen wirkt sich auf das Ausmaß ihrer Verantwortung aus. Deshalb müssen Personen mit einer höheren gesellschaftlichen Position und ihre Familien (wie die Familienangehörigen von religiösen Führern) mehr als die anderen darauf achten, wie sie reden und sich verhalten.

Zweitens: Nicht nur die Art sich zu bekleiden, sondern auch die Art zu sprechen ist von großer Bedeutung.  Gott hebt hervor, in allen Dingen auf Gottesfürchtigkeit zu achten,  so auch bei der Sprechweise und dem Inhalt dessen was, man sagt.

Drittens: In jeder Gesellschaft gibt es Leute mit einem kranken Herzen und schmutzigen Absichten. Die Frauen sollten sich vor diesen Leuten schützen und deshalb auf ihre Ausdrucksweise und ihr Verhalten im gesellschaftlichen Umgang Acht geben.

                                                           

Die beiden nächsten Vers 33 und 34 der Sure Ahzab, Sure 33 besprechen wir zusammen. Sie lauten:

  

 وَقَرْنَ فِي بُيُوتِكُنَّ وَلَا تَبَرَّجْنَ تَبَرُّجَ الْجَاهِلِيَّةِ الْأُولَىٰ ۖ وَأَقِمْنَ الصَّلَاةَ وَآتِينَ الزَّكَاةَ وَأَطِعْنَ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ ۚ إِنَّمَا يُرِيدُ اللَّـهُ لِيُذْهِبَ عَنكُمُ الرِّجْسَ أَهْلَ الْبَيْتِ وَيُطَهِّرَكُمْ تَطْهِيرًا

„Haltet euch in euren Häusern auf; und stellt euch nicht zur Schau wie in der Zeit der früheren Unwissenheit. Verrichtet das Gebet und entrichtet die Zakat-Abgabe und gehorcht Allah und Seinem Gesandten. Gewiss Allah will den Makel von euch entfernen, ihr Leute des Hauses, und euch völlig rein machen“ (33: 33)

 

وَاذْكُرْنَ مَا يُتْلَىٰ فِي بُيُوتِكُنَّ مِنْ آيَاتِ اللَّـهِ وَالْحِكْمَةِ ۚ إِنَّ اللَّـهَ كَانَ لَطِيفًا خَبِيرًا

„Und gedenkt dessen, was in euren Häusern von den Zeichen Allahs und von der Weisheit verlesen wird. Gewiss, Allah ist feinfühlig und allkundig.“ (33: 34)

                                                      

Im Anschluss an den Vers 32 wendet sich der Koran generell an die Gemahlinnen des Propheten. Sie sollen nicht mehr wie zur vorislamischen Zeit der Unwissenheit mit ungeeigneter Kleidung in der Öffentlichkeit geschmückt und zurechtgemacht erscheinen. Als gläubige Frauen sollen sie nicht unnötig das Haus verlassen und wenn, dann sollen sie sich nicht zur Schau stellen. 

Im Koran ist die Rede von der Zeit der „früheren Unwissenheit.“ Scheinbar verbirgt sich darin die Aussage, dass eine andere Zeit der Unwissenheit kommen wird, in denen es unter den Frauen üblich ist, sich für die Öffentlichkeit herauszuputzen und zur Schau zu stellen.  In unserer heutigen Welt werden die Frauen unter den verschiedensten Slogans und durch weitgehende Propaganda zur Entblößung des Körpers und Zur-Schaustellung  animiert. Der Markt für Kosmetikartikel wie Schminke usw. ist einer der größten Handelsmärkte  der Welt.

Nach der Mahnung im Vers 33, nicht die weiblichen Reize in der Öffentlichkeit zur Schau zu tragen,  folgt der Hinweis darauf, die religiösen Pflichten ernst zu nehmen, wie die Verrichtung des Ritualgebetes und die Entrichtung der Zakat-Abgabe und die Befolgung der weiteren Gebote Gottes und Anweisungen des Propheten. Die Religiosität einer Gläubigen bezieht sich ja nicht nur auf die unauffällige Bekleidung und die Zurückhaltung gegenüber Nicht-Mahram-Männern.  Außerdem sollte keiner denken, dass sich die vorhergehenden  Weisungen nur an die Gemahlinnen des Propheten richten und die anderen Frauen diese nicht zu beachten brauchen.  Auch im darauffolgenden Vers 34  erfolgen  göttliche Anweisungen für alle gläubigen Frauen. Der Vers 34 regt die Frauen, die von Natur aus viel zu Hause sind, an,  dort an ihrem geistigen und religiösen Weiterkommen arbeiten. Sie sollen den Koran lesen und sich aneignen, was er an religiösem Wissen und an Weisheit vermittelt. Sie dürfen diese wichtige Sache nicht vergessen.

                                      

Mitten in den Geboten,  die die beiden Verse 33 und 34 für die Prophetengemahlinnen und die gläubigen Frauen enthalten, begegnen wir einem eingeschobenen Satz. Der Satz bezieht sich nicht nur auf Frauen, sondern auf eine Gruppe von  Männern und Frauen, denn für „eure“ steht das arabische Wort „kum“ während in den anderen Geboten nur Frauen angesprochen werden, da für „eure“ das weibliche „kunna“ vorkommt und die Verbbeugung nur für Frauen angewandt wird.  Außerdem beginnt dieser eingeschobene Satz mit Innama –  gewiss, wahrlich - was eine Hervorhebung des eingeschobenen Satzes ist.

Der Satz „Gewiss Allah will den Makel von euch entfernen, ihr Leute des Hauses, und euch völlig rein machen“  bezieht sich auf den arabischen Begriff „Ahl-ul Bait“. Zu diesen Ahl-ul Bait  gehört also eine Gruppe von Männern und Frauen, weil sich das „euch“ im Arabischen auf weibliche und männliche, und nicht nur auf weibliche Personen bezieht. Ihnen wird  hier Makellosigkeit bescheinigt. Durch diese bleiben sie von allen Mängeln sicher, so dass sie das beste Vorbild für alle Gläubigen darstellen.

Diese Makellosigkeit geht jedoch nicht aus einem inneren Zwang hervor, d.h. sie  bedeutet nicht, dass die Ahl-ul Bait makellos sind, weil sie unfähig wären zu sündigen.  Vielmehr ist diese Reinheit der Ahl-ul Bait, der Leute des Hauses, so zu verstehen, dass sie  dank ihres Edelmutes für den Empfang der großen göttlichen Huld würdig sind, nicht zu sündigen, obwohl sie dazu in der Lage wären.

Zwischen den Korankommentatoren gibt es Uneinigkeit darüber, wer diese Angehörigen des Hauses – die Ahl-ul Bait sind - und was damit im Vers 33 der Sure 33 gemeint ist.  Einige haben darunter u.a. die Gemahlinnen des Propheten verstanden.   Andere aber sehen, gestützt auf zahlreiche relevante Überlieferungen des Propheten, dass sich dieser Satz über die Makellosigkeit im Vers 33 nur auf fünf Menschen bezieht. Das sind:

der geehrte Prophet, (Gottes Segen sei auf ihm), seine Tochter Fatima, sein Schwiegersohn Ali Ibn Abi Talib sowie seine beiden Enkelsöhne Hasan und Husain (Friede sei auf ihnen).

                                              

Wir können uns anhand der obigen Stelle in der Sure 33, Ahzab, folgende Punkte vergegenwärtigen:

Erstens: Die Zur-Schaustellung der Frauen in der Gesellschaft ist kein Zeichen für Zivilisation sondern gemäß den Worten des Korans ein Zeichen für Unwissenheit.

Zweitens: Die Pflicht der Zakat-Abgabe und das Spenden an die Bedürftigen sind nicht nur ein Gebot für die gläubigen Männer, sondern dieses Gebot gilt auch für die gläubigen Frauen.

Drittens: Die Angehörigen der Religionsführer, welche die Gesellschaft auf den richtigen Weg lenken sollen und Verantwortung für die Rechtleitung tragen, müssen sich von der Sünde und dem Hässlichen fernhalten.

Viertens: Hausfrauen, die nicht außer Haus arbeiten, dürfen nicht die Entfaltung ihres Wissens und die  Erreichung von Weisheit und Erkenntnis versäumen, sondern müssen nach höheren Stufen ihres geistigen und spirituellen Lebens und nach Vervollkommnung streben.