Aug 04, 2017 11:49 CET

Heute hören Sie als erstes eine Geschichte aus Kalileh wa Demneh.

In einer heißen Sommernacht hatten ein wohlhabender Mann und seine Familie ihr Bettlager im Innenhof des Hauses aufgeschlagen. Der Sternenhimmel war wunderbar anzusehen und Ahmad – so hieß der Wohlhabende, wäre am liebsten bis zum Morgen wach geblieben. Da hörte er plötzlich Stimmen vom Dach. Er spitzte die Ohren und hörte wie jemand sagte: „Sie sind nur drei: zwei Erwachsene und ein Kind. Da können wir uns bequem ans Werk machen. Zwei von euch sollten vor der Haustür Wache stehen und einer vom Dach aus Acht geben. Ich gehe dann ins Zimmer runter und werden alles einpacken. Alles klar?“

Ahmad hatte begriffen was los war. Er wusste, wenn er um Hilfe schreit, könnte das gefährlich für seine Familie werden . Da hatte er eine Idee.

Er weckte seine Frau. Die blinzelte ihm verwundert an.

Ahmad raunte: „Gib acht! Es sind Diebe auf dem Dach!“ Da riss die Frau die Augen weit auf: „Um Gottes willen.“ Sie wollte um Hilfe rufen, als ihr Ahmad mit der Hand den Mund verschloss: „Sssss! Leise! - Hör zu! Ich habe einen Plan!“ Die Frau schaute ängstlich zum Dach hoch. „Sie sind auf der anderen Seite,“ beruhigte sie Ahmad: „Wir werden ihnen eine Falle stellen: Du rufst mich jetzt so laut, dass die Diebe es hören und dann fragst du mich, woher ich all meinen Reichtum habe!“

Ahmads Frau fasste sich ein Herz und rief laut: „Ahmad! Wir sind nun schon so lange verheiratet. Anfangs hast du nicht viel besessen und nun bist du so wohlhabend. Bitte sag mir, wie du an all diesen Reichtum gelangt bist?“

Ahmad antwortete ihr mit lauter Stimme: „Frag mich bitte nicht! Ich schäme mich!“

Seine Frau wieder: „Ich will es aber wissen Ich bin doch deine Frau!“ Ahmad wieder: „Ein andermal! Ich habe Angst jemand hört uns!“ Sie: „Ach komm - Du musst es mir verraten!“

Er: „Nun gut! Ich verrat es dir. Erzähl es aber nicht weiter! All diesen Reichtum habe ich durch Diebstahl erworben! Des nachts bin ich auf das Dach reicher Leute gestiegen und habe sieben Mal gesagt: Schulam, Schulam. Mit diesem Zauberwort konnte ich unbemerkt ins Haus eindringen und mir holen was ich wollte. Ich konnte sogar durch verschlossene Türen gehen und war unsichtbar. Nun leg dich aber schlafen. Es ist schon nach Mitternacht.“

Ahmad und seine Frau schlossen die Augen und stellten sich schlafend. Die Diebe auf dem Dach hatten alles gehört.

Der Räuberhauptmann sagte zu seinen Komplizen: Habt ihr gehört! Ich brauche nur dieses Zauberwort zu benutzen: Schulam Schulam und keiner wird mich bemerken.“ Zu dem, der anfangs auf dem Dach Wache halten sollte, sagte er: „Das ist nicht mehr nötig. Du kannst mit den anderen vors Haus gehen. Ich werde 7 mal Schalum sagen und ohne weiteres ins Haus kommen.“

Die Komplizen sprangen auf die Straße zurück , während ihr Chef 7 mal leiste flüsterte Schulam.

In dem Glauben, dass er nun durch die verschlossene Türen gehen kann, eilte er auf die Dachtür zu. Diese gab dem Aufprall nach, öffnete sich mit einem lauten Knall und der Oberräuber stürzte kopfüber die Treppe in den Hof hinunter. Dort erwartete ihn schon der Hausbesitzer mit einem Knüppel und begann auf ihn einzuschlagen. Die drei anderen Diebe vor der Tür hörten das Wehgeschrei ihres Kumpanen und suchten das Weite. Der Oberräuber flehte Ahmad an, ihn nicht mehr zu schlagen. Der hielt ein und fragte: „Wer bist du, dass du dich diese Nacht einfach in mein Haus hineinschleichst?“ Der Dieb jammerte: „Ich bin der Dummkopf, der deine Worte geglaubt hat!“ Da machte ihm Ahmad wie folgt klar:

„Jahrelang habe ich redlich gearbeitet, um ein gutes Leben aufzubauen, und du wolltest mir alles in einer Nacht wieder wegnehmen!“

Inzwischen waren die Nachbarn herbeigeeilt. Sie nahmen den Dieb fest und übergaben ihn dem Polizeichef.

Unser dieswöchiges Sprichwort handelt von einem Bären und vom Schmieden. Es lautet im Original wie folgt: „Chers ra be Ahangari waa daschtend.

Es war einmal ein Schmied, der suchte nach einem Lehrling. Doch keiner wollte sein Lehrling werden, denn Schmieden ist harte Arbeit, besonders im Sommer . Der Schmied hätte seinen Lehrling auch gut bezahlt aber keiner meldete sich bei ihm.

Eines Tages sah er im Wald einen Bären unter einem Baum schlafen. Da hatte er eine Idee.

Der Schmied warf dem Bären ein Seil um den Hals und holte ihn in die Stadt. Er wollte aus diesem starken Kerl einen guten Schmiedelehrling machen.

Als erstes gab er dem Bären tüchtig zu essen. Dann brachte er ihn in die Schmiede, damit er ihm bei der Arbeit zuschaut. Aber der Bär schien ein schlechter Schüler zu sein. Langsam musste der Schmied wohl den Gedanken aufgeben, aus diesem einfältigen Bären einen Schmiedelehrling zu machen. Die Leute hatten schon begonnen ihn zu verspotten. Sie sagten: Seht! Er hat sich mit einem Bären angefreundet, der wird ihm noch seine Dummheit beweisen! Sie rieten dem Schmied, den Bären laufen zu lassen.

Der Schmied musste sich etwas einfallen lassen.

Der Schmied besorgte einen Hahn und ein Schaf und brachte sie in die Schmiede zu dem Bären. Am ersten Tag streute er dem Hahn Körner auf den Boden und sagte ihm ganz ernst: „Friss dich gut satt. Ab morgen sollst du mir beim Schmieden helfen!“ Der Hahn pickte die Körner alle auf. Am nächsten Tag warf ihm der Schmied wieder ein paar Körner vor den Schnabel und sagte: „Iss und nimm dir dann diesen Schmiedehammer und mach dich ans Werk!“ Der Hahn pickte prompt in Ruhe alle Körner weg und hockte sich in ein Eckchen. Da tat der Schmied so als wäre er wütend auf den ungehorsamen Hahn. Er packte ihn, schnitt ihn vor den Augen des Bären die Kehle durch, riss ihm die Federn aus und briet sein Fleisch über dem Feuer im Schmiedeofen um es anschließend zu verspeisen. Dann rief er drohend: „Wer nicht auf mich hört, dem wird es nicht besser ergehen!“

Am nächsten Tag streute der Schmied dem Schaf viel Heu vor die Nase, legte den Schmiedehammer neben es und sagt: „Heute bist du dran! Iss und dann nimm den Hammer und hilf mir!“ Das Schaf verstand natürlich nicht was er wollte, sagte nur „bääääh“ und begann sich an dem Heu zu erfreuen.“ Doch da war es auch schon um das arme Tier geschehen. Ihm erging es nicht besser als dem Hahn. Wir ersparen uns die Beschreibung.

Am nächsten Tag war der Bär an der Reihe: Der Schmied brachte ihm etwas zum Fressen und sagte dann, nach dem Essen musst du mir mit diesem Schmiedehammer helfen. Der Bär wusste gleich Bescheid. Schnell verschlang er das Essen, packte sich den Schmiedehammer und stellte sich neben den Schmied. Der holte das glühende Eisen aus dem Ofen und der Bär schlug in seiner Not kräftig mit dem Hammer auf das Eisen, bis er es gut breit geschlagen hatte.

Da hatte der Schmied endlich einen guten Lehrling gefunden.

Das Sprichwort: Chers ra be Ahangari waa daschtand bedeutet wörtlich: Sie haben den Bären zum Schmieden gezwungen. Es wird verwendet wenn jemand eine wichtige Arbeit einem unfähigen und einfältigen Menschen überlässt.