Oct 20, 2017 09:19 CET
  •  Islam richtig kennenlernen  (85 - Bedeutung von Lehre und Wissen)   

In der heutigen  Folge unseres Beitrages über den Islam möchten wir darüber sprechen, wie wichtig für den Propheten des Islams (S) Lehre und Wissen gewesen sind.

 

 

                             

Wissen und Wissenschaft  nehmen einen besonderen Platz im Leben des Menschen ein. Sie stärken und befähigen ihn und dienen ihm zur Erfüllung seiner Wünsche. Heute ist keinem mehr verborgen geblieben, wie wichtig Wissen für die Menschheit ist.  Alle menschlichen Denkschulen und Religionen göttlichen Ursprungs bekräftigen den Erwerb von Wissen und betrachten den wissenschaftlichen Fortschritt als eine Ehre. Aber der Islam hat zweifelsohne mehr als jede andere Religion und Lehre Wert auf Wissen gelegt und die Menschen zur Wissensvermittlung und zum Wissenserwerb aufgerufen.  Zahlreiche Verse im Heiligen Koran und Hunderte von überlieferten Worten des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) und der Noblen aus seinem Hause (gegrüßet seien sie)  handeln von der großen Bedeutung des Wissens.  Der Koran verweist auf die Überlegenheit der Wissenden und ihre Rangstufen.  Der Prophet des Islams (S) hat die Muslime ermuntert, sich Wissen anzueignen. Nach der Schlacht von Badr hat er jeden Gefangenen, der zehn der Muslime in Medina Schreiben und Lesen beibringen konnte, danach wieder freigelassen.  Der Prophet (S) war es, der Zaid Ibn Thabit aufmunterte eine andere Sprache zu erlernen – Hebräisch und / oder Altsyrisch.  Auch die anderen Gefährten des Propheten fühlten sich angespornt nach Wissen zu streben. Die Muslime haben die wissenschaftlichen Werke der anderen Völker übersetzt. Sie haben nach Wissen geforscht und auf diese Weise traten sie mit anderen Zivilisationen in Kontakt und gründeten schließlich selber eine der prächtigsten Zivilisationen und Kulturen der Menschheitsgeschichte. Sie wurde als die  Islamische  Kultur und Zivilisation berühmt.

                         

Der geehrte Prophet des Islams (S) hat jede Gelegenheit genutzt, um die Muslime zum Erwerb von Wissen anzuregen.  Einmal sah er beim Betreten der Moschee von Medina zwei Gruppen – die eine davon war mit Beten und Lobpreisungen Gottes beschäftigt und die andere führte ein Gespräch über Wissen und Lehre.  Der Prophet freute sich über beide Gruppen und sagte zu denen, die ihn begleiteten:  „Was  diese beiden Gruppen tun, ist beides gut, und sie gehen den Weg des Guten und des Wohles. Aber ich bin ausgesandt worden, um zu lehren und aufzuklären.“ Dann ging er zu der Gruppe, die mit Lehren und Lernen beschäftigt war und schloss sich ihrem Kreis an.

Ein anderes Mal suchte einer der Ansar (Bewohner in  Medina, die Muslim geworden waren) den Propheten auf und sagte: „O Prophet Gottes. Angenommen jemand ist gestorben und seinem Körper ist das letzte Geleit zu geben und er muss beigesetzt werden, während gerade eine Sitzung stattfindet, in der Wissen gelehrt wird.“  Der Ansar fragte den Propheten, was ihm besser gefallen würde, und an welcher Veranstaltung  er nach seiner Meinung teilnehmen solle, wenn die Teilnahme an der einen die Teilnahme an der anderen ausschließen würde.  Der Prophet antwortete: „Wenn es andere gibt, die an der Beisetzung des Toten teilnehmen, dann nimm du an der Sitzung teil, wo Wissen gelehrt wird.   Weißt du denn nicht, dass das Wissen das Mittel ist zum Gottgehorsam und dass das Gott-Dienen aufgrund von Wissen geschieht, und das Wohl im Diesseits und dem Jenseits mit dem Wissen einhergeht, genauso wie das Übel im Diesseits und Jenseits mit der Unwissenheit verknüpft ist?!“

                    

 

Außer dem Vertrautsein mit dem Koran und den Kenntnissen von der Religion und von den göttlichen Geboten, haben später alle Wissenschaften entsprechend ihrer Notwendigkeit die Aufmerksamkeit der Muslime erweckt, insbesondere medizinisches Wissen.  Mit der Zeit beschäftigten sich die muslimischen Gelehrten  mit jeder Wissenschaft, die das Leben verbessert und deren Fehlen Probleme in der Gesellschaft aufkommen lässt.  Es ist nicht übertrieben wenn es heißt, dass keine Religion und kein Prophet  so sehr wie der Islam bzw.der geehrte Prophet des Islams das Wissen gelobt haben. Davon zeugen zahlreiche Überlieferungen.

Der Prophet hat zum Beispiel gesagt: „Jemand der einen Weg geht, um auf diesem Weg Wissen zu suchen, den bringt Gott auf einen Weg zum Paradies und dort breiten die Engel freudig ihre Schwingen für den Wissenssuchenden aus  und die Bewohner von Himmel und Erden beten für ihn um die Vergebung Gottes.“

 In einem anderen Wort des Propheten heißt es: „Die Überlegenheit eines Gelehrten im Vergleich zu einem Betenden ist wie die Überlegenheit des Vollmondes in der Nacht zum 14. im Vergleich zu  den Sternen.  Wahrlich, die Gelehrten sind die Erben der Propheten. Kein Gläubiger sitzt eine Stunde bei einem Gelehrten, es sei denn das Gott der Allmächtige ihm zuruft: `Du sitzt neben meinem Freund`.“

Der Erhabene Prophet (S) hat den Gelehrten mit  einem Paradiesbaum verglichen und gesagt: „Immer wenn ihr einen Paradiesbaum seht, setzt euch in seinen Schatten und esst von seinen Früchten!“ Die anderen fragten ihn, wie es im irdischen Leben möglich sein soll, von einem Paradiesbaum zu essen. Er sagte: „Ich meine damit, wenn ihr einen Gelehrten seht, so ist es als ob ihr einen Paradiesbaum vor euch habt.“

                     

Genauso wenig wie  eine entwickelte  Welt ohne die Nutzung von Wissen möglich ist, so ist auch die spirituelle Vollkommenheit und die jenseitige ideale Welt nur dank des Lichtes des Wissens erreichbar. Der Prophet des Islams (S) suchte jedoch Zuflucht bei Gott vor Wissen, das nichts nützt und das ist das Wissen, das nicht mit aufrichtigem Handeln einhergeht. Er hat gesagt: „Jeder dessen  Wissen wächst, ohne dass seine Rechtleitung zunimmt, dessen Wissen wird nur die Entfernung von Gott für ihn zur Folge haben.“

                                

Angesichts des hohen Wertes des Wissens hat der Erhabene Prophet des Islams (S) die anderen angewiesen, sich Wissen anzueignen, in wessen Hand es auch immer ist. Seine Worte: „Strebt nach Wissen und sei es in China“ sind berühmt.  Dazu ist zu sagen, dass damals China als einer der weit entferntesten Orte galt. 

Die gute Tradition des Wissenserwerbes  bei jedem, der im Besitz von Wissen ist, wurde von den Muslimen sehr ernst genommen und die Muslime konnten daher nach einiger Zeit sich alle Kenntnisse der  in jener Zeit üblichen Wissenschaften zu Eigen machen.  Im ersten Jahrhundert nach der Hidschra -  7. Bis 8. Jahrhundert nach Christus - wurden nicht nur diejenigen Gelehrten von den Muslimen geachtet, die denselben Glauben hatten wie sie, sondern auch andersgläubige Gelehrte.  So kam es dass der Prophet, als ein jüdischer Arzt gestorben war, dies bedauerte und sein Bedauern darüber damit begründete, dass er ein Medizingelehrter gewesen war. 

 

Die Medizin war für den Propheten eine sehr wichtige Wissenschaft. Er nennt in einem Hadith (Überlieferung)  die Lehre von den Religionen in einem Atemzug mit der Lehre über die Gesundheit des Körpers.  Den Magen des Menschen hat er als Haus aller Krankheiten bezeichnet und empfohlen: „Wenn du hungrig bist und Appetit bekommen hast, dann nimm etwas zu dir, aber  höre wieder auf zu essen, bevor du völlig satt bist und dein Appetit nachgelassen hat.“

Die Völlerei ist in Wahrheit ein Zeichen für die Vergötterung des Magens und davor hat der Prophet sein Volk gewarnt und gesagt: „Ich fürchte für mein Volk am meisten wegen der Vergötterung des Magens und übermäßigem Schlaf.“

Der Prophet legte großen Wert auf die Gesundheit der Muslime und lobte jeden Arzt, der sich auf seine Arbeit verstand. Er riet den Muslimen, einen Arzt aufzusuchen, wenn sie krank sind, damit er ihnen bei der Heilung hilft.  Der Prophet (S) sagte, dass die seelische Gesundheit von der körperlichen Gesundheit abhängt, denn wenn der Mensch körperlich kräftig und gesund ist,  dann kann er auch fröhlich sein und sich seelischer Gesundheit erfreuen.