Islam richtig kennenlernen (160 - Imam Hasan Askari (F))
In Fortsetzung des Themas "Imamat" werden wir die Zeit, in der Imam Hasan Askari (F) die Führung der muslimischen Großgemeinde innehatte, besprechen. Imam Hasan Askari (F) ist am 8. Rabi ul Thani, im Mondjahr 232 nach der Hidschra - 846 nach Christus - in Medina zur Welt gekommen.
Die Imame Dschawad (F), Hadi (F) und Hasan Askari (F) hatten es bei der Ausübung ihres Amtes als Oberhaupt des muslimischen Volkes besonders schwierig. Denn die Unterdrückungsmaßnahmen der abbasidischen Herrscher gegen sie waren hart und ihnen wurden viele Hindernisse in den Weg gelegt. Zum Beispiel hat der Abbaside Mutawakil den Vater von Imam Hasan Askari gezwungen, seine Heimatstadt Medina zu verlassen und in Sammara in einer Militärzone zu leben. Imam Hasan (F) musste seine Kindheit auf diese Weise zusammen mit seinem Vater Imam Hadi (F) in der Verbannung verbringen. Fast sein ganzes Leben hat er unter solchen Bedingungen in Sammara gelebt.
Als Imam Hadi (F) vergiftet und zum Märtyrer wurde, war es sein 22-jähriger Sohn Hasan, der das Imamat – die Führung der Muslime - übernahm. Sein Imamat dauerte nur sechs Jahre. In diesen sechs Jahren wurde er scharf von den Spitzeln der Regierung beobachtet und kontrolliert. In einer Zeit, in der Verfälschungen der Religion das Denken der Bevölkerung überschatteten, hat Imam Hasan Askari (F) unermüdlich nach klarer Darlegung und Verteidigung des wahren Islams für diejenigen, die auf der Suche danach waren, gestrebt. Er hat über die Abweichungen verschiedener muslimischer Sekten vom wahren Islam aufgeklärt und den Gottsuchenden den rettenden Weg gezeigt.
Entschieden wies er die Ansicht einiger über die Körperlichkeit Gottes zurück und hat erklärt: „Gott ist Einer und Einzig, er wurde nicht geboren und Seinesgleichen existiert nicht. Er ist Schöpfer und nicht Geschöpf. Er erschafft, was Er will an Körpern und Nicht-Körpern, er selber ist nicht Körper... nichts ähnelt ihm.“
Imam Hasan Askari (F) hat seine Anhänger aufgerufen gottesfürchtig zu sein, sich für die Sache Gottes einzusetzen, sich freundlich zu verhalten und Anvertrautes zu hüten, ehrlich zu sein und wohltätig, insbesondere zu den Angehörigen und er empfahl ihnen: „Seid uns eine Zierde und keine Schande.“
Imam Hasan Askari (F) hat die Muslime und ganz besonders die muslimischen Intellektuellen gemahnt den Koran nicht aufgrund eigenem Gutdünken auszulegen und falsch zu deuten. Yaqub ibn Ishaq al-Kindi führt ein Beispiel an und beruft sich auf den bekannten Geschichtsschreiber Ibn Schahraschub, der berichtet:
Ishaq al-Kandi galt als islamischer Philosoph der Araber und lebte in Irak. Er hatte ein Buch verfasst über angebliche Widersprüchlichkeiten des Korans. Einer seiner Schüler besuchte Imam Askari (Friede sei mit ihm). Der Imam sagte zu ihm: „Warum antwortest du nicht auf das, was dein Lehrer sagt?“ Der Schüler Al Kandis erwiderte: „Wir sind alle nur Schüler und können keinen Einspruch gegen die Fehler unseres Lehrers erheben.“ Der Imam fragte: „Und wie es ist wenn dir eine Sache verständlich erklärt wird und du das was du verstanden hast an deinen Lehrer weitergibst?“
Der Schüler Al Kandis sagte, dies wäre machbar. Da erklärte Imam Hasan Askari: „Geh zu deinem Lehrer, behandle ihn freundlich und versuche ihm näher zu kommen. Wenn ihr Freundschaft geschlossen habt, dann sag zu ihm: Für mich ist eine Frage aufgetaucht und zwar die Frage: Ist es möglich, dass der Sprecher des Korans etwas anderes sagen wollte, als das was Ihr verstanden habt? Er wird antworten: Ja, das ist möglich. Dann sag du: Was wisst Ihr?! Vielleicht hat der Sprecher des Korans einen anderen Sinn beabsichtigt, als den Sinn, den Ihr vermutet, und Ihr habt seine Worte in einem anderen Sinne verwendet!“
Der Imam fügte hinzu: „Er (al-Kandi) ist ein kluger Mann. Diese Andeutung genügt, damit er sich seines Irrtums bewusst wird.“
Der Schüler von al-Kandi richtete sich genau nach dem guten Rat des Imams und trug diesem dessen Argumentation vor. Al-Kandi merkte sofort seinen Irrtum und daraufhin beschwor er seinen Schüler zu sagen, wo er diese Argumentation herhat. Nachdem er auf einer Antwort beharrte, gab sein Schüler zu, dass Imam Askari (F) ihn diese Argumentationsweise gelehrt hatte. Da gestand al-Kandi ein: „Jetzt hast du die ganze Wahrheit gesagt“, und fügte hinzu: „Eine solche Ansicht kann nur vonseiten dieser Familie (der Familie des Propheten) kommen.“
Al-Kandi hatte die Wahrheit begriffen. Er bat um Feuer und verbrannte alles, was er an vermeintlicher Kritik an einigen Aussagen der Religion geschrieben hatte.
Musik
Die Historiker sind sich darüber einig, dass Imam Hasan Askari alle seine Zeitgenossen mit seinem Wissen und seiner Intelligenz überragte. Ein christlicher Arzt aus dem Geschlecht der Bukhtishu hat zu seinem Schüler über Imam Hasan Askari gesagt: „Wisse, dass er der Gelehrteste unserer Zeit ist, den es auf der Erde gibt.“
Imam Hasan Askari (F) wurde von den abbasidischen Herrschern streng kontrolliert und in seiner Freiheit eingeschränkt. Trotz der ungünstigen Bedingungen in der Gesellschaft und der Kürze seines Imamats, gelang es ihm dennoch, hervorragende Schüler auszubilden, die alle einen beachtlichen Beitrag zur Verbreitung der Kultur und des Wissens des echten Islams leisteten. Es heißt, dass die Zahl seiner Schüler mehr als 100 betrug.
Imam Hasan Askari (F) förderte außerdem das Schriftstellertum, in dem er jeden lobte, der ein geistiges Werk hervorbrachte, welches das Wissen und Bewusstsein in der Gesellschaft stärkt.
Davud ibn Qasim Dschafari, ein Helfer Imam Askaris berichtet, nachdem er dem Imam ein gutes Buch vorgestellt hatte, habe dieser ihn gefragt: „Wer hat es geschrieben?“ Davud berichtet:
„Ich sagte: `Es ist von Yunis.` Da sagte er: `Gott möge für jedes Wort am Jüngsten Tag ihm ein Licht verleihen.`“
Mehrere Schüler des Imams fühlten sich von ihm angeregt, Bücher zu verfassen und sie haben wertvolle Werke für die Muslime hinterlassen. Der Imam hat selber zur Verbreitung des Islamwissens und zum Schutz der Glaubensgrenzen Bücher verfasst. Es gibt einen Korankommentar, der ihm zugeschrieben wird und in dem Teile des Korans erläutert werden. In einem weiteren Werk stehen die islamischen Gebote und Ausführungen über das was hilal (erlaubt) und was haram (verboten) ist. Dazu kommen zahlreiche Schreiben mit Antworten auf Fragen der Bevölkerung zum Glauben und zum Religionsgesetz.
Zur Zeit Imam Hasan Askaris (F) gab es mehrere schiitische Zentren im Islamischen Reich. Als solche galten die Städte Kufa, Bagdad und Sammara im Irak, Neyschabur, Qum und Churasan und Rey im Iran sowie die Gebiete Jemen und Aserbaidschan. Imam Hasan Askari hat zur Verbreitung des schiitischen Kultur- und Gedankengutes Briefe an die Bürger dieser Städte geschickt, deren Inhalt in geschichtlichen Quellen wiedergegeben wird – wie seine Schreiben an die Schiiten in den iranischen Städten Qum und Neyschabur.
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Während Imam Hasan Askari (F) die muslimische Gemeinde anführte, erlebten die abbasidischen Herrscher unruhige Zeiten. Es gab Machtkämpfe unter ihnen und sie und ihre Befehlshaber herrschten autoritär und mit Gewalt. Sie finanzierten mit den Mitteln, welche der Bevölkerung zustanden, ihren Bau von Palästen und das luxuriöse Palastleben und ließen die allgemeine Armut außer Acht. Das Ergebnis waren ständige Unruhen überall in den Muslimengebieten.
Unterdessen hatte sich allerorts in der Islamischen Welt die Nachricht verbreitet, dass der Sohn von Imam Hasan Askari (F), der Verheißene Retter ist, der die Menschheit mit seiner Revolution aus allem Unrecht und der Ungerechtigkeit befreien wird. Die Verbreitung dieser Frohbotschaft beunruhigte natürlich die Abbasiden, und daher verschärften sie den Druck auf Imam Hasan Askari (F) und die Anhänger des Prophetenhauses – die Schiiten.
Mehrmals sperrten die Abbasiden den Imam ein oder sie verlangten von ihm, dass er nach einem festgelegten Plan bestimmte Tage in der Woche im Regierungssitz erscheint und sich meldet.
Imam Askari (F) war zwar noch sehr jung, aber dennoch brachten ihm alle wegen seinem großartigen Charakter und seinem immensen Wissen Hochachtung entgegen. Da die Regierung jedoch verhinderte, dass jemand direkt in Kontakt mit dem Imam kommt, kamen einige herbei gelaufen, wenn er auf dem Weg zum Sitz des Kalifen war, um aus der Nähe diesen edlen Nachkommen des Propheten zu sehen .
Der Imam besaß große Ausstrahlung. Laut der Chroniken gab es einige, die sich aufgrund ihrer Unwissenheit vom Imam fernhielten, die jedoch zu seinen Freunden wurden, nachdem sie Zeuge seiner edlen Art geworden waren.
Ein Beispiel liefert die Geschichte von zwei berüchtigten Folterknechten im Gefängnis, die einen inneren Wandel erfuhren, nachdem sie den Imam aus der Nähe kennengelernt hatten.
Von diesem Ereignis zeugt Salih ibn Wasif, der das Gefängnis, in dem der Imam eingekerkert worden war, leitete. Man hielt Salih ibn Wasif vor, warum er den Imam nicht streng behandelt. Da gab er zur Antwort: „Ich habe zwei Leute, die ich für die schlimmsten von allen gehalten hatte, beauftragt mit ihm hart umzugehen, aber die beiden waren so beeindruckt von ihm, dass sie große Gottesdiener geworden sind.“
Im nächsten Teil werden Sie noch mehr über die Führungszeit von Imam Hasan Askari (F) erfahren – so Gott will.