Lotsen zum göttlichen Hafen (und ihre Politik) (45)
In diesem Teil möchten wir die Anstrengungen Imam Muhammad Baqirs (F) einerseits zur Bekämpfung der Verfälschung des Glaubens, falscher Ansichten, theosophischer Fehldeutungen und irriger Rechtsurteile und andererseits zur Verbreitung des wahren Islams darlegen.
Wir haben bereits in zwei Programmen über Schritte Imam Baqirs zur Verwirklichung einer Kulturrevolution gesprochen, nämlich dass er die Bedeutung des Imamats und die Pflicht der Liebe zum Imam unterstrich sowie das politische und religiöse Bewusstsein der Bevölkerung steigerte, die Bevölkerung aufklärte, Beziehungen zu ihr aufnahm und diese festigte.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Ausbildung von wissenschaftlichen und religiösen Gelehrten, damit diese durch Werbung für die wahre Islamische Kultur gegen die Verfälschungen vorgehen, die wahre Religion schützen und die anti-islamische Natur der herrschenden Umayyadenkalifen aufdecken. Diesbezüglich konnte Imam Baqir auffallend viel erreichen. Wir stellen nun einige Gelehrten, die er ausbildete, vor.
Muhammad Ibn Muslim ist einer von den hervorragenden Gelehrten, der einen hohen Rang in der Theologie und der Wissenschaft ereichte. Er sagt: „Ich habe von Imam Baqir (F) 30tausend und von Imam Sadiq (F) 16tausend Überlieferungen gelernt. Ich habe sie mir alle gemerkt. Es ist mir kein Thema in den Sinn gekommen, ohne dass ich Imam Baqir (F) darüber befragt hätte.“
Dschabir Ibn Yazid al-Dschufi` ist ein weiterer Gelehrter, der durch Imam Baqir an Wissen gelangte. Er genoss in Kufa grosses Ansehen und galt als Wissensinstanz in Fragen der Religion, Geschichte, Überlieferung und sogar in politischen Angelegenheiten. Dschabir erlernte ungefähr 50tausend Überlieferungen von Imam Baqir (F), welche alle Belange und Themen der islamischen Jurisprudenz und Theologie umfasste , so dass kaum eine Frage für die Anhänger des Imamats und der Wilayat verblieb.
Die Gelehrten, die Imam Baqir (F) ausbildete, haben ihr Wissen direkt an die Bevölkerung weitervermittelt, deren Fragen beantwortet und wissenschaftliche und religiöse Dispute durchgeführt. Darüber hinaus haben sie auch viele Bücher über das islamische Recht, die Grundlagen der Religion, Theologie und Überlieferung und die Deutung des Korans geschrieben. Imam Baqir (F) hat über die wichtige Rolle dieser Persönlichkeiten bei der Wahrung und Verbreitung der fruchtbaren und lebendigen Islamischen Kultur Beachtenswertes gesagt. Aban ibn Taghlib hat er empfohlen: „O Aban, setze dich in die Moschee und fertige Rechtsgutachten für die Menschen an! Ich schätze es sehr, wenn jemand wie du zu meinen Gefolgsleuten gehört.“ Auch hat Imam Sadiq(F), der aus nächster Nähe die weitgehenden Anstrengungen seines Vaters auf dem Gebiet der Wissenslehre erlebt hat, über einige, die in die Schule Imam Baqirs (F) gegangen waren, gesagt: „Hätte es sie nicht gegeben, wären die Überlieferungen und die Lehren meines Vaters verloren gegangen“ und: „Sie waren die Behüter der Religion und mein Vater hat ihnen die Gesetze Gottes für Erlaubtes und Verbotenes anvertraut.“
Es sei hervorgehoben, dass der fünfte Imam alle diese Mühen um die Islamische Kultur und das Islamwissen auf sich nahm, obwohl die Umayyaden giftige und feindselige Propaganda und einen Nervenkrieg betrieben, ihm drohten und nach Lädierung seines Ansehens strebten. Dass der Imam trotz dieser Atmosphäre so erfolgreich sein und große Schritte zur Wiederbelebung und Behütung des echten Islams tun konnte, zeugt für sein ausgesprochen kluges Vorgehen. Kurzum das Zentrum für die Verbreitung von Wissen, welches Imam Baqir (F) gründete, war zu einer Macht geworden, die alle namhaften Gelehrten der Islamischen Welt magnetisch anzog. Einmal suchte Hakam ibn Utaiba , ein angesehener Gelehrter Imam Baqir auf. Der Imam war ihm dermaßen überlegen, dass ein anderer Gelehrter namens Abdullah Ibn Ata Makki es wie folgt beschrieb: „Trotz all des Ansehens, welcher er unter seinem Volk genoss, wirkte er in Gegenwart von Imam Baqir (F) wie ein Kind in Gegenwart seines Meisters.“
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Nicht nur die schiitischen sondern auch die sunnitischen Gelehrten haben Imam Baqir (F) gelobt. Schahabuddin Ahmad Ibn Hadschar Haitami von der schafiitischen Rechtsschule, von dem das Buch Sawaiq al Muhariqa stammt, schreibt: „.. Abu Dschafar Muhammad Baqir ist deshalb Baqir genannt worden weil er die Tore des Wissens geöffnet und die Themen der Wissenschaften aufgespalten hat. Er hat so sehr die verborgenen unbekannten Schätze der Erkenntnis und des Wissens offengelegt und die Wahrheit der Gebote und die Weisheiten von Wissen erklärt, dass es bis auf Leuten, die keine Erkenntnis besitzen, niemandem verborgen bleibt.“ Dieser schafiitische Gelehrte des 16. Jahrhunderts nach Christus schreibt außerdem über die Persönlichkeit Imam Baqirs (F): „Sein Herz war erleuchtet und sein Wissen groß, seine Handlungen waren zahlreich, sein Geist und seine Seele waren rein und sein Verhalten und seine Moral gut. Er ist sein Leben lang den Weg des Gottgehorsams und der Gott-Dienstbarkeit gegangen.“ Haitami fügt noch hinzu, dass der Imam ein unbeschreiblich großer Gnostiker war.
Ein großer Verdienst Imam Baqirs (F) ist auch darin zu sehen, dass er die Verkörperung der schiitischen Eigenschaften in Form der Anhänger der Ahl-i Bait anstrebte. Auf diese Weise wollte er durch Veränderung des Verhaltens der Schiiten zugleich eine Wandlung in ihrer Einstellung erreichen und außerdem durch positive konstruktive Vorbilder, die falsche Vorstellung, welche die umayyadischen Herrscher der Bevölkerung eingeflößt hatten, korrigieren. Die gewaltsamen Umayyadenkalifen hatten in der muslimischen Gesellschaft die schlechte Sitte des Einschmeichelns und unangebrachten Lobes verbreitet , d.h. man liebte es gelobt zu werden und reagierte gekränkt auf Kritik. Um einen prinzipiellen Wandel in der herrschenden Kultur zu erzielen, hat Imam Baqir (F) die Grundsätze des Islams vorgestellt. Zum Beispiel hat er gesagt: „Wisse dass du nicht zu unseren Freunden, die unsere Führung akzeptiert haben, gehörst, es sei denn dass du dich an die Merkmale, die ich dir sage, hältst: Sollten alle in der Stadt schlecht über dich reden, sollst du dich nicht aufregen und nicht traurig sein und du sollst dich nicht freuen, wenn sie dich loben und dich einen würdigen Menschen nennen.“ Daraufhin hat Imam Baqir die grundlegenden Merkmale eines wahren menschlichen Charakters beschrieben und gesagt: „ ... Wenn du den Weg entlang gehst, den der Koran beschrieben hat, zeigst du dich dem zugeneigt wozu er dich aufmuntert und hältst dich fern von den Dingen, von deren Praktizierung er dich mahnt. (Nur) dann bist du fest auf dem Weg. Wenn du jedoch einen anderen Weg einschlägst, als den, welchen der Koran für dich bestimmt hat, lass dich nicht durch Komplimente täuschen und beeinflussen, die nicht auf dich zutreffen.“
Mit solchen Stellungnahmen wollte Imam Baqir (F) einerseits eine Kultur bekämpfen, welche die Umayyaden mit ihren Machtbestrebungen der Gesellschaft aufgezwungen hatten, und anderseits Menschen erziehen, für die der Koran das wichtigste Kriterium zur Selbsteinschätzung ist.
Allen Menschen gefällt es gelobt zu werden und sie sind gekränkt, wenn man schlecht über sie redet. Wenn ein Schmeichler sich bei jemandem lieb Kind machen möchte, ruft er in ihm durch Komplimente Stolz auf Eigenschaften hervor, die gar nicht auf ihn zutreffen. Während schlechte Rede, die seitens von Feinden absichtlich und seitens von Freunde unabsichtlich erfolgen, Hass in die Herzen des Menschen sät.
Die Befolgung des zuvor angeführten guten Rates Imam Baqirs ist bestens geeignet, um einerseits frei von dem Einfluss von übertriebenem Lob und Komplimenten zu bleiben und andererseits nicht bei Tadel gekränkt zu werden. Der Imam empfiehlt, dass wir uns mit Hilfe des Korans und den Kriterien Gottes für das, was richtig und was falsch ist, einer Selbstbeurteilung unterwerfen und unseren Charakter auf diesen Kriterien aufbauen.
Dies ist die Methode, auf die man sich verlassen kann, um festen Schrittes dem geraden Weg Gottes treu zu bleiben.
Natürlich gibt es dennoch Leute, die sich nicht an ihre religiösen Pflichten halten und nur nach außen hin Freunde der Ahl-i Bait sind in der irrigen Annahme, dass ihre Behauptung deren Freunde zu sein, am Jüngsten Tag genügen werde, und sie dann, trotz aller ihrer Abweichungen vom rechten Weg vor der göttlichen Strafe sicher sein würden. Imam Baqir (F) weist eine solche Denkweise wie folgt zurück:
„Bei Gott! Wir haben von Seiner Seite keinen Befehl zur Abscheuerklärung gegenüber jemanden erhalten. Zwischen uns und Gott gibt es keine Verwandtschaftsbeziehungen und wir haben keinen Beweis für jemanden in der Hand, der gegen den Willen Gottes handelt. Wir suchen nur durch die Befolgung der göttlichen Befehle und der Abstinenz von dem was Er verbietet, die Nähe zu Gott. Jeder der uns gehorcht, dem wird unsere Wilayat (unsere Führung) etwas nützen und jeder von euch der sich weigert die Befehle Gottes zu befolgen, dem wird unsere Wilayat und die Freundschaft zu uns nichts nützen ... seid also nicht grundlos stolz!“