Lotsen zum göttlichen Hafen (und ihre Politik) (52)
Wir möchten weiter aus dem Leben von Imam Musa Kadhim (F) berichten.
Liebe Freunde! Sie wissen vom letzten Mal dass der siebte Imam, Imam Kadhim (Friede sei mit ihm), wegen der Gewalttätigkeiten des Abbasidenkalifen Mansur, zunächst sein Imamat geheimhielt und sichtbare politische Aktivitäten vermied. Wie sein Vater Imam Sadiq (F) konzentrierte er sich auf die Ausbildung von Islamgelehrten. Im Jahre 158 nach der Hidschra, 775 n. Christus, ging die Schreckensära des Abbasidenkalifen Mansur, der Imam Sadiq (F) ermordet hatte, zu Ende. An seiner Stelle trat sein Sohn Mahdi. Der neue abbasidische Herrscher entließ bis auf einige wenige alle Anhänger Imam Kadhims, die sein Vater Mansur eingekerkert hatte und gab ihnen ihr beschlagnahmtes Eigentum zurück. Aber das war nur eine scheinheilige Taktik von ihm.
Der neue Abbasidenkalif Mahdi beauftragte Spitzel, damit sie alle Aktivitäten Imam Kadhims (F), Sohn des Imam Sadiq (F) beobachten. Er nicht besser als alle anderen Abbasidenherrscher und versuchte, den echten Islam verzerrt darzustellen und dem Ansehen des Imam aus dem Hause des Propheten zu schaden. Dichter, die Spottreime über die Nachkommen Imam Alis (F) ersannen, belohnte dieser Abbasidenkalifen reichlich. Zum Beispiel schenkte er Baschar ibn Burd 70 Tausend Dirhem und bedachte Marwan ibn Abi Hafsa für seine Spottgedichte mit 100 Tausend Dirhem. Der Abbasidenkalif Mahdi war für seine Vergnügungen, den Weingenuss und Frauengeschichten bekannt und verschleuderte Gelder aus der Gemeinwohlkasse der Muslime, dem Bait-ul Mal. Für die Hochzeitsfeiern seines Sohnes Harun gab er 50 Millionen Dirhem aus.
Diese Vergnügungssucht machte die Scheinheiligkeit der Abbasiden nur noch deutlicher und diese Dynastie nur noch verhasster. Demgegenüber wurde der siebte Imam aus dem Hause des Propheten - Imam Kadhim (F) zunehmend beliebter. Wider Erwartung des Kalifen Mahdi wuchs das Ansehen des Imams und heimlich wandten sich die Menschen ihm scharenweise zu, um seine spirituelle Lenkung zu nutzen. Da befahl Mahdi, dass Imam Kadhim (F) von Medina nach Bagdad geholt und dort eingesperrt wird. Aber der Tod machte diesem Tyrannen einen Strich durch die Rechnung. Er starb 169 nach der Hidschra (785 nach Christus) und sein Sohn Hadi übernahm die Macht. Der neue Abbasidenkalif machte von Anfang an keinen Hehl aus seiner Feindschaft gegen die Nachkommen von Ali (F) und bekämpfte sie. Auf sein Konto geht auch die blutige Tragödie von Fachch.
In Fachch, nahe bei Mekka, kam es zu einem Aufstand der Anhänger Alis und seiner Nachommen gegen die Abbasiden. Er wurde von Husain ibn Ali angeführt, einem Nachkommen Imam Hasans (F), Sohn Imam Alis (F). Der Aufstand wurde blutig von den Abbasiden niedergeschlagen und Husain ibn Ali und die meisten seiner Kampfgefährten wurden niedergemetztelt. Ähnlich wie bei der Tragödie von Aschura in Karbala wurden die Märtyrer enthauptet. Die Häupter wurde vor eine Versammlung gebracht, in der sich die Nachkommen Alis, darunter auch Imam Kadhim (F), befanden. Imam Kadhim war der einzige der etwas auf dieser Versammlung sagte. Als er das Haupt von Husain ibn Ali, dem Anführer des Aufstandes erblickte, sprach er:
„Wahrlich! Wir kommen von Gott und kehren zu Ihm zurück! . Bei Gott! Husain fand den Märtyrertod als Muslim und als Rechtschaffener und als jemand, der viel gefastet hat und viele Nächte in Andacht verbrachte und das Gute gebot und das Schlechte verwarf. Es gab in seiner Familie niemanden wie ihn.“
Diese deutliche Stellungnahme Imam Kadhims, die darauf schließen ließ, dass der Aufstand in Fachch mit seinem Einverständnis erfolgt war, veranlasste den wütenden Abbasidenkalifen Hadi zu folgendem Schwur: „Ich schwöre bei Gott! Husain, der Anführer des Aufruhrs von Fachch, hat auf Befehl von Musa ibn Dschafar (Imam Kadhim) gegen mich rebelliert und hat ihm gehorcht, denn der Imam und Vorsteher seiner Familie ist niemand anderer als Musa ibn Dschafar. Gott möge mich töten wenn ich ihn am Leben lasse!“ Diese Morddrohung änderte nichts an der Haltung des Imams und seiner Kampfmoral, aber unter seinen Anhängern blieb sie nicht ohne Wirkung. Jedoch bevor der Abbasidenkalif Hadi seine Mordabsichten umsetzen konnte, ließ Gott ihn sterben. Die Nachricht von seinem Tod löste in Medina große Freude aus.
Dem Abbasiden Hadi folgte sein Bruder, der berüchtigte Harun.
Harun eröffnete ein abenteuerliches Kapitel in der Islamischen Geschichte. Er herrschte 23 Jahre lang. 15 Jahre davon fallen in die Zeit des Imamats des siebten Vorstehers der Schiiten, Imam Kadhim. Die Ereignisse in dieser Zeit verdeutlichen einerseits die Tyrannei des Haruns und andererseits den klaren Standpunkt Imam Musa Kadhims (F). Als Harun Kalif wurde war der Machtbereich der Abbasiden bereits auf mehr als 40 Gouvernements ausgedehnt. Zwei große Gouvernements waren Iran und Ägypten. Der junge Harun war von Stolz erfüllt über sein großes Reich. Es wird berichtet: Als er einmal auf dem Rücken lag sagte er beim Anblick einer vorbeiziehenden Wolke am Himmel: „Wo immer du auch hinziehst, deine Steuern werden zu mir kommen.“
Harun liebte es gelobt zu werden und, dass man ihm schmeichelt. Einen Dichter namens Aschdscha Sulami belohnte er für die Reime, die er zu seiner Huldigung verfasst hatte, mit eine Millione Dirham. Dem Ibrahim Al Mawsili , einem Musikanten und Sänger, schenkte er für eine kurze Vorführung 100 Tausend Dirham und 100 Gewänder. An seinem Hof hielt er sich Sängerinnen und Musikantinnen und ließ alle möglichen Musikinstrumente anschaffen. Außerdem hatte er eine große Vorliebe für Juwelen. Einmal zahlte er für einen einzigen Fingerring 100 Tausend Dinare.
Es ist bedauerlich, dass die Abbasiden über 5 Jahrhunderte lang als angebliche Statthalter (Kalifen) und Nachfolger des Propheten (S) über die islamischen Länder geherrscht haben, während sie die Werte und Grundsätze der Menschlichkeit und Religion ihren schmutzigen Zielen opferten. Die Imame aus dem Hause des Propheten und Anführer der Schiiten, haben daher nie gegenüber diesen Herrschern, die das Kalifat unrechtmäßig an sich gerissen haben, einen Rückzug gemacht. Sie haben sie unentwegt bis zu ihrem Märtyrertod bekämpft. Einmal fragte der machttrunkene Harun den siebten Imam nach seiner Meinung über einen seiner luxuriösen Paläste in Bagdad. Imam Kadhim (F) sagte unerschrocken: „Dies ist das Haus der Gott-Ungehorsamen, jene über die Gott gesagt hat: `Ich werde von Meinen Zeichen diejenigen abwenden, die auf der Erde ohne Recht hochmütig sind. (Auch)Wenn sie eines der göttlichen Zeichen sehen, glauben sie nicht. Und wenn sie den Weg der Besonnenheit sehen, nehmen sie ihn sich nicht zum Weg. Wenn sie aber den Weg der Verirrung sehen, nehmen sie ihn sich zum Weg. Dies, weil sie Unsere Zeichen für Lüge erklären und ihnen gegenüber unachtsam sind.`“ (Vers 146 der Sure 7 (Araf)
Mit einer solchen Antwort hatte Harun nicht gerechnet . Wütend fragte er: „Wem gehört dann dieses Haus?“ Da sagte der Imam umumwunden: „Wenn du die Wahrheit wissen willst, gehört dieses Haus den Schiiten und unseren Anhängern, aber die anderen haben es mit Gewalt und List beschlagnahmt.“
Harun wurde noch wütender und sagte: „Warum nehmen uns die Besitzer das Haus dann nicht weg?“ Woraufhin Imam Kadhim erwiderte: „Zweifelsohne werden sie es sich zurückholen, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“
Damit meinte der Imam natürlich nicht die Rückeroberung der Paläste des Haruns, sondern den Rückerhalt des Kalifats aus den Händen derer, die es unrechtmäßig für sich beansprucht und durch zahlreiche Tücken an sich gerissen hatten. Diese Absicht des Imams geht aus folgendem Gespräch zwischen Harun und dem siebten Imam (F) hervor, über das der bekannte sunnitische Koranexeget Abul Qasim Zamachschari (Zamakhshari) (11. bis 12. Jahrhundert nach Christus) berichtet. In diesem Gespräch kommt das Wort Fadak vor. Fadak ist der Name eines fruchtbaren Stück Landes, das der Prophetentochter Fatima (F) und damit auch ihren Nachkommen gehörte, und das die verschiedenen Kalifen immer wieder an sich gerissen hatten.
Harun sagte zu Imam Kadhim: „Sagt wo die Grenzen von Fadak liegen, damit wir es euch zurückgeben.“ Da antwortete ihm der Imam:“Verzichte lieber auf dieses Thema!“ Aber als Harun auf einer Antwort beharrte, sagte der siebte Imam: „Wenn ich die Größe von Fadak sage, wirst du dich weigern es zurückzugeben.“ Harun schwor, er würde Fadak zurückgeben. Da sagte Imam Kadhim (F): „Die erste Grenze liegt bei Aden.“
Harun wurde bleich, aber er fragte weiter: „Und was ist die nächste Grenze?“ Hadhrat sagte: „Die zweite Grenze ist Sarmakhand.“ Harun geriet in Rage. Doch der Imam sagte unmittelbar danach: „Die andere Grenze ist Afrika.“ Harun war sprachlos als der Imam schließlich sagte: „und die andere Grenze sind das Land der Khazaren und Armenien.“
Harun konnte nicht mehr an sich halten und aufgeregt rief er: „Dann setzt euch also an meinen Platz. Bei den Grenzen, die ihr festgelegt habt, bleibt kein Platz mehr für mich übrig.“ Der Imam: „Ich habe dir ja gesagt, dass du Fadak nicht zurückgeben wirst, wenn ich seine Grenzen nenne.“
Diese Stellungnahme des siebten Imamas geschah in Fortsetzung der festen Politik seiner Vorfahren. Vor ihm hatte der sechste Imam gegenüber Mansur, der fünfte Imam gegenüber Abdul Malik Marwan und der vierte Imam gegenüber Hischam Abdul Malik bereits mutig und offen Widerspruch erhoben und dass Trugbild ihrer äußeren Pracht und Macht zerstört.