May 12, 2021 11:19 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait,    (33 -  Einheit!)

Im Zusammenhang mit den Wegweisungen des Propheten und der Edlen aus seinem Hause hinsichtlich Gesellschaft und Politik geht es heute um die Einheit in der Islamischen Gesellschaft

 

Einheit in einer Gesellschaft oder unter Religionsanhängern  bedeutet, dass sie miteinander zusammenarbeiten und zusammenhalten, wobei ihr gemeinsames Denken und ihre gemeinsamen Ideale die Achse bilden. Die Ausrichtung nach einem gemeinsamen Ziel und die Enthaltung von Zwietracht und Beharrlichkeit bezüglich  nebensächlicher Dinge sind ein Zeichen für Einheit in einer Gemeinschaft. Wenn von der Einheit der religiösen Rechtsschulen in der Weltgemeinde des Islams die Rede ist, so ist damit gemeint, dass sie fruchtlose Meinungsverschiedenheiten beiseite stellen und alles worüber sie ein der derselben Meinung sind betonen. Sie müssen deshalb nicht ihre speziellen Ansichten aufgeben und sich von ihrer eigenen religiösen Rechts- und Denkschule trennen. Mit Einheit in der islamischen Weltgemeinde ist also nicht gemeint, dass sich alle Muslime auf nur  eine Rechtsschule einigen. 

Der iranische Denker Schahid Motahhari hat  hierzu gesagt:

„Es leuchtet ein, dass die wohlwollenden Gelehrten und die Verteidiger der Islamischen Einheit unter der Einheit nicht verstehen, dass sämtliche Rechtschulen auf nur eine beschränkt werden und nur  die Gemeinsamkeiten der Denkschulen gelten und die Unterschiede wegfallen sollen. Denn das ist weder   vernünftig noch logisch. Ebensowenig ist es  ideal noch praktikabel. Gemeint ist vielmehr, dass von den grundlosen nebensächlichen Meinungsverschiedenheiten  abgelassen wird und einheitliche, geschlossene Reihen gegenüber den Feinden des Islams gebildet werden.“

 

 Aus der Sicht der Verteidiger und Herolde der Islamischen Einheit,  beten alle Muslime den Einen Gott an und glauben alle an die Aussendung des Propheten (S) und bekennen sich dazu. Der Koran ist das Buch von ihnen allen und die Kaaba ist die Gebetsrichtung  von ihnen allen. Sie vollziehen gemeinsam und auf gleiche Weise den Hadsch (in Mekka) und sie beten alle auf die gleiche Weise das Ritualgebet und fasten auf die gleiche Weise,  und in Wahrheit haben sie alle eine gemeinsame Weltanschauung und Kultur und eine gewaltige Zivilisation sowie eine glänzende historische Vergangenheit.  Wenn sie also  bezüglich der wichtigsten Grundlagen der Religion das gleiche denken, sind  demnach Spaltung und Spannungen zwischen ihnen weder aus der Sicht der Religion noch aus der Sicht der Vernunft rechtfertigbar.“

                                

Der Zusammenhalt und die Einmütigkeit unter den Muslimen sind  geschichtlich, gesellschaftlich und politisch gesehen eine Notwendigkeit für sie und zählen zu den wichtigsten Faktoren für ihr Ansehen und ihren Erfolg auf allen Szenen. Im Gegensatz dazu haben Zwietracht und Spannungen unter ihnen nur Erniedrigung, sowie Zerstreuung und Verschwendung der geistigen Kräfte und menschlichen Potentials der Islamischen Weltgemeinde.  Daher spornt uns der Koran zur Einheit an, ebenso wie der Prophet und die Imame aus seinem Hause sie dringend empfehlen.

Der Koran warnt die Muslime davor, auseinander zugehen. Im Vers 103 der  Sure 3 (Al-i Imran) heißt es:

 

Und haltet alle fest am Seil Allahs und geht nicht auseinander!

Und in Fortsetzung dieses Verses wird die Vereinigung unter dem Banner des Islam als eine Gunst Gottes bezeichnet, denn es heißt:

Und gedenkt Allahs Gunst an euch, als ihr Feinde wart und Er dann eure Herzen zusammenführte, worauf ihr durch Seine Gunst Brüder wurdet. ...

 

Die Einheit ist nur durch einen Glauben möglich, der auf tiefen Kenntnissen beruht und durch die Befreiung von egoistischen Verlangen. Jemand der noch von  weltlichen Privilegien und grundlosen Abgrenzungen zu anderen überzeugt ist, kann nicht der Linie der Einheit und der gemeinsamen Überzeugungen der Muslime folgen und den Frieden und die Brüderlichkeit, welche der Glaube voraussetzt, erzielen. Nur dank des Lichtes des wahren Glaubens an Gott und seine Offenbarungslehre kommen Einmütigkeit und Freundschaft in der Gesellschaft zustande. Der Koran führt die durch egoistische Verlangen hervorgerufene  Abweichung von Wahrheit und Recht als wichtigen Grund für Spaltung an.

Gott spricht in der Sure 42 (Schura) Vers 14:

Und sie spalteten sich erst, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war – aus Missgunst untereinander. ...

                   

Die Wahrheit muss erst klar geworden sein, damit jemand von ihr abweicht.  Uneinigkeit bedeutet die Missachtung der Wahrheit und Eigensinn und Übertreten der klaren Gebote Gottes. Zweifelsohne ist Zwietracht ein Zeichen für einen schwachen Glauben und ein Zeichen für die Befolgung Satans. Die Gemeinde der Gläubigen kommt dank des  Glaubens und der Befolgung der Verse Gottes und der Botschaften des Propheten Gottes zustande und ist geprägt von der Brüderlichkeit.

           

Vereinigung und Zusammenhalt innerhalb der islamischen Gemeinde ist also ein  Gebot des Korans und eine Notwendigkeit, während die Zwietracht sowohl aus der Sicht der Religion als auch der Vernunft verwerflich und destruktiv ist. Wenn in einigen Glaubensangelegenheiten unterschiedliche Ansichten bestehen, so darf dies kein Grund zur Erzeugung von Zwietracht sein. Es darf niemals  vergessen werden, dass es zu einem der grundlegendsten Maßnahmen des Propheten gehörte, Einheit und Brüderlichkeit zwischen den Muslimen zu stiften.  

                            

In der islamischen Frühzeit hat der Prophet (S) in Wort und Tat  verhindert, dass es innerhalb der islamischen Gemeinde zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Auch Imam Ali (F) und die anderen Imame aus dem Hause des Propheten sind so vorgegangen und haben, den Koran und die Tradition des Propheten (Sunna) zugrunde legend, Einheit angestrebt und soweit es ging, Meinungsverschiedenheiten und ein Auseinanderstreben in der Gemeinschaft der Muslime zu verhindern gesucht.

Der Prophet des Islams hat einen Brüderpakt zwischen den Muslimen geschlossen. Er hat jeweils einen Auswanderer aus Mekka mit einem Helfer (Ansar) in Medina verbrüdert. Mit dieser Maßnahme  hat er Freundschaft und Einmütigkeit im Zeichen des Gottesglaubens und der Lehre des Islams hervorgerufen und die Abkehr von Bestrebungen aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Sippe oder einem Stamm erzielt. Die Geschichte zeugt, wie der Prophet (S) durch Verhinderung von Zwietracht und Erzeugung von Einheit den Zusammenschluss der Muslime zu festen Reihen erzielte und wie nützlich diese Einheit für den Islam und für die Festigung der politischen und sozialen Grundlagen der Islamischen Gemeinde und für ihre Verteidigung war. Der Prophet (S) hat gesagt: „Die Gläubigen sind einander Brüder“

Somit wurde jeder der sich zu den Gläubigen reihte, ein Bruder der anderen Gläubigen und ihnen gleichgestellt. Die Verbrüderung  war kein Scheinbündnis, sondern sie brachte sozial und rechtlich gesehen enorm positive Folgen mit sich, denn jeder Gläubige übernahm hinsichtlich seines Glaubensbruders Pflichten, die er erfüllen musste, um seine Brüderlichkeit  zu beweisen.

Auf diese Weise hat der Prophet (S) etwaige Feindseligkeiten die aus der vorislamischen Zeit der Unwissenheit verblieben waren umgewandelt in Freundschaft.  Der Brüderschaftspakt, den er unter den Gläubigen schloss  war nicht mithilfe von Dinaren entstanden sondern er war religiös motiviert und war von Gott gewollt. Der Vers 63 der Sure 8 (Anfal) beschreibt ihn nämlich wie folgt:

Und Er (Gott)  hat ihre Herzen zusammengefügt. Wenn du alles, was auf der Erde ist, (dafür) ausgegeben hättest, hättest du ihre Herzen nicht zusammenfügen können. Aber Allah hat sie zusammengefügt. Gewiss, Er ist Allmächtig und Allweise.

                        

Der Prophet (S) hat aus dem Glaubensvolk des Islams eine geschlossene Gemeinschaft gemacht und durch diese die Größe des Islams auf allen Schauplätzen und bei allen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandlungen demonstriert. Seine Strategie bei der Verfolgung der Einheit in der islamischen Gemeinschaft bestand darin, dass er die Kriterien des Korans als Grundlage für die Einheit heranzog. Es sind dieselben Kriterien, die auch die Basis für das  Glaubens- und Kultursystem des Islams bilden.  Daraufhin hat der Prophet  durch Nutzung der himmlischen Lehren des Islams der Zwietracht unter den Muslimen den Boden entzogen. Er hat die Kriterien aus der Zeit der Unwissenheit und falsche Privilegien für wertlos erklärt und sie durch die Kriterien Gottes und des Korans ersetzt.

Auf diese Weise wurde das Gebot Gottes und die Anweisung des Propheten für den Fall, dass in der Islamischen Gemeinschaft ein Streit auftreten sollte, als Maßstab gültig. Auch im nächsten Teil möchten wir über das Thema Einheit sprechen.

 

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