Jul 25, 2021 06:09 CET
  • Sinnvolle Wegzeichen der Ahl-ul-Bait (43 – Erziehungsgrundlagen)

Wir sprachen beim letzten Mal davon, dass der Prophet und die Imame aus seinem Hause großen Wert auf Lehre und Erziehung im Rahmen ihrer Pläne für die Rechtleitung legten.

 

 

Zu den wichtigen Angelegenheiten für die Praktizierung einer islamischen  Erziehung gehört das Wissen über die Grundsätze und Methoden des Propheten und der Unfehlbaren aus seinem Hause. Denn diese sind großartige vollendete Beispiele für die Menschheit. Mit ihrem Vorbild vor Augen und der Anwendung ihrer Methoden können die Menschen erfolgreich für das diesseitige und jenseitige Leben planen.

Der Prophet und die Ahl-ul-Bait haben aufgrund ihrer Kunde  von Gott, dem Menschen und dem Dasein gehandelt. Gemäß ihrer Sichtweise ist das Leben in dieser Welt als Vorbereitung für die Rettung im Jenseits zu verstehen und zu nutzen.   Der Prophet hat gesagt:

Das Diesseits ist der Acker für das Jenseits.

Mit ihren Lehr- und Erziehungsmethoden konnten der Prophet und seine Familie auf beste und wirksamste Weise eine Wirkung auf Geist und Seele der Menschen erzielen. Denn diese Methoden gingen aus der wahren Kenntnis vom Menschen und der zwischenmenschlichen Beziehungen hervor.

Ihre Rechtleitung beruhten auf den beiden Eckpfeilern „Läuterung der Seele“  und „Lehre des Wissens“.  Für diese Auserwählten war die  religiöse Erziehung und Charakterformung das Hauptziel und die Lehre, die Vorstufe dazu. Sie stützten sich auf die Rationalität des Menschen, machten ihn mit deren Hilfe  auf die Daseinswelt aufmerksam  und führten ihn den Rang des Menschen in der Schöpfung vor Augen. Danach begannen sie seinen nach der Wahrheit suchenden Geist anzuregen und zur Entfaltung zu bringen.

               

Ein Wandel im Menschen ist natürlich nicht möglich,  wenn er keine richtige Vorstellung von sich selber hat. Daher bildet in jedem  Erziehungssystem das Wissen des Menschen über sich selbst den Grundstein.  Alle Teile eines solchen Systems fassen nämlich den Zustand des Menschen ins Auge.  Für ein Erziehungssystem stellt sich die Frage: In welche Richtung soll der Mensch gelenkt werden und wie soll er dieses Ziel anstreben und mit welchen Methoden kann er zu dieser Bewegung angeregt werden? Die Antwort auf solche Fragen hängt von der Kenntnis vom Menschen ab.  Die Erziehungsmethoden des Propheten und  seiner Ahl-ul-Bait sprechen für die tiefe Kenntnis über alle Seiten des menschlichen Wesens und über die Möglichkeit, ihn über seinen Verstand und seine Denkkraft auf den Weg Gottes zu bringen. Deshalb hat der Prophet gesagt, dass kein Gott-Dienen so wertvoll ist wie das Nachdenken. Er und die Imame aus seinem Hause haben für die Erziehung beim Wissen und Glauben angesetzt. Sie haben es verworfen, etwas zu befolgen, über das man kein Wissen besitzt.

                              

Die wichtigste Achse im Lehr-und Erziehungssystem des Islams gemäß der Handhabe des Propheten und der Imame aus seinem Hause ist also die Gotteskunde und die Kunde vom Menschen und dem Dasein: Mit anderen Worten der Glaube an Usul und Furu`- den Stamm und die Zweige des Islams. Der Prophet war darum bemüht, die Muslime auf diese Grundlagen aufmerksam zu machen, damit sie auf diese Weise die Ziele der Islamischen Ordnung erkennen.  Denn die Bemühungen um Lehre und Erziehung der Muslime würden nur dann erfolgreich sein, wenn diese an die Grundlagen des Islams glauben. Daher gehörte das Religionswissen zum Lehrstoff für die Erziehung der Menschen.

Der Ursprung der Schöpfung zählt zu den Themen, auf die der Prophet und die Ahl-ul-Bait die Menschen als erstes aufmerksam machten, ebenso wie die Anbetung des Schöpfers als den Einen Einzigen Gott - der Eine Gott, neben dem es keine anderen Götter gibt und in dessen mächtigen Händen alle Angelegenheiten liegen.  Imam Ali (gegrüßet sei er) hat in diesem Zusammenhang gesagt:

Der Grundstein des Islams ist das hohe Wissen über Gott (Mizan Al Hikma, Band 6, S.155)

                

Ein weiteres Ziel, das  diese Auserwählten   auf dem Gebiet der Lehre und Erziehung verfolgten, bestand darin, die Menschen mit der Wahrheit des Jenseits, des Prophetentums, der Offenbarung und dem Imamat (der Lenkung durch den rechtmäßigen Nachfolger des Propheten) vertraut zu machen. Sie wollten das Fundament einer Erziehungsordnung legen, die mittels des  Propheten und des Koran zum Herrn der Welten führt.

Es gab  noch weitere Erziehungsziele, die sich der Prophet und die Ahl-ul-Bait gesetzt hatten, und zwar wollten sie, dass die Muslime über die Gott wohlgefällige Moral und die Gott gewollten sozialen Sitten und die Gottesfürchtigkeit erfahren. Sie gingen selber als das beste Vorbild voran. Denn eine  religiösen Erziehung und Veredlung des Charakters und Förderung des inneren Wachstums  beginnt bei dem Lehrer selber. Er  muss sich selber als Erster charakterlich veredeln. Imam Ali hat gesagt:

Wer der Vorsteher der Menschen sein will, der muss, bevor er den anderen Sitten beibringen will, erst sich selber erziehen und er muss durch sein Handeln die anderen erziehen und nicht durch Worte. (Mizan al-Hikma, Bd. 6, S. 827)

Die Moralerziehung gestützt auf die religiösen Schriften zählte zu den wichtigsten Zielen der Makellosen Imame (gegrüßet seien sie). Denn wenn sich die Moral in einer Gesellschaft bessert, sind günstigere Bedingungen für eine religiöse Lehre und Erziehung geschaffen. Der Prophet und seine Ahl-l-Bait haben für das moralische Wachstum der islamischen Gesellschaft die Muslime zur Gottesfürchtigkeit aufgerufen, zur Taqwa. Das Wort Taqwa  bedeutet  dass jemand sein Handeln in die vernünftige, von Gott laut seiner Offenbarung gewollte Bahn bringt.

Über die Bedeutung der Gottesfürchtigkeit im Leben der Menschen hat Imam Ali (Friede sei mit ihm gesagt):

„Ihr Diener Gottes: Ich lege euch die Furcht vor Gott ans Herz  denn die Gottesfurcht ist das Recht Gottes euch gegenüber und der Weg der Gottesfürchtigkeit ist ein klarer Weg und euer morgiger Zufluchtsort. Es ist  (die Gottesfürchtigkeit) ein Weg, der euch ins Paradies führt.“ (Nahdsch-ul Balaghah)

Außerdem gehörte es zur Erziehungsschule des Propheten und seiner rechtmäßigen Nachfolger, die Muslimen anzuspornen in allen Bereichen nach jedem Wissen, welches für die Allgemeinheit nützlich ist, zu suchen.  Er spornte die Muslime dazu an, Bücher über das Islamwissen zu verfassen, damit die Religion als Lehre vorgestellt wird, die die Kultur und Zivilisation fördert. Die Imame haben Gelehrte ausgebildet, die wertvolle Schriften vorgelegt haben. Teilweise haben die Imame die Schriften ihrer Schüler vor der Veröffentlichung noch einmal überprüft und korrigiert.  Dank ihres einmaligen Wissens über den Islam standen die Imame auf einer so hohen Stufe, dass sich die Gelehrten von anderen Rechtsschulen mit ihren Fragen an sie wandten. Die Imame haben durch ihre Lehrzirkel und durch ihre wissenschaftlichen Dispute, die manchmal heimlich stattfanden, dazu beigetragen, dass das Lehrsystem des Islams institutionalisiert wurde.

           

Abgesehen von den Erziehungsgrundsätzen und -grundlagen, die wir beschrieben haben, verdienen auch die Methoden des Propheten und der Imame, die sie für die Erziehung heranzogen, Beachtung und sind wichtig. Auf diese Methodik werden wir im nächsten Teil näher eingehen.  

 

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