Aug 09, 2021 18:19 CET
  • Deswegen „Ewiges Wunder“ (20 )  

Sayyid Qutb, der ägyptische Korankommentator erinnert sich: „Ich war mit Freunden auf einem ägyptischen Schiff unterwegs nach New York. 120 Passagiere waren an Bord, Frauen und Männer. Unter den Reisenden waren wir sechs die einzigen Muslime...

 

 

Es war ein christlicher Missionar auf dem Schiff, der für das Christentum warb.  Er wollte auch uns zum Christentum einladen. Am Freitag kam ich auf die Idee, dass wir mitten auf dem Ozean auf dem Schiffsdeck das Freitagsgemeinschaftsgebet verrichten.  Während wir das Gebet verrichteten, umringten uns die nicht-muslimischen Passagiere und beobachteten uns genau. Nachdem das Gebet zu Ende war, kamen einige zu uns und erklärten sich verwundert über diesen Gottesdienst. Einigen hatte er gefallen.  Unter ihnen war eine Christin aus Jugoslawien. Unser gemeinsames Gebet hatte sie so sehr innerlich berührt, dass ihr Tränen über die Wangen liefern und sie ihre Gefühle nicht beherrschen konnte.  Sie sprach auf Englisch. Gerührt und zurückhaltend fragte sie: `Was war dieser schönmelodische Text, den ihr gesprochen habt?` Wir sagten, dass wir  auf Arabisch das Gebet gesprochen haben und diese islamische Lobpreisung jeder Muslim durchführen könne. Sie sagte: `Ich habe kein Wort von eurem  Gebet verstanden, aber es waren Stellen dabei, die sich von den anderen abhoben und einen sehr bewegenden Klang hatten. Sie gingen unter die Haut.  Ich glaube, als Ihr Vorbeter diese Sätze gesprochen hat, war er ganz und gar von der Liebe zu Gott erfüllt`!“ 

Sayyid Qutb berichtet: „Die Sätze die sie meinte, waren die Verse aus den Suren, die ich gesprochen hatte. Dies war für mich auch eine interessante Erfahrung. Der besondere Klang des Korans war also so wirkungsvoll und anziehend, dass eine Dame, die den Sinn auch nicht eines einzigen Wortes davon verstand, sich so stark angesprochen fühlte.“

                 

Die Suren, die der Prophet,  in den 13 Jahren nach seiner Berufung, in Mekka empfing, waren meistens kurz, ebenso wie deren Verse. Der Prophet Gottes prägte sie sich ein und verlas sie dann sofort für die anderen, damit auch sie sich die Koransuren merken und nach den Geboten im Koran handeln. Der Prophet war der letzte Gesandte Gottes  und musste die Menschen die Offenbarung und Weisheit lehren. Also speicherte er den Koran in seinem Gedächtnis. Man hörte ihn immer Koranverse leise vor sich her sagen. Er hatte es eilig, sich alle Verse  zu merken, um zu verhindern, dass er ein Wort wieder vergisst oder verwechselt. Aber Gott versicherte ihm, dass der Koran in seiner Brust bewahrt wird und dass er es ihm leicht machen wird, ihn zu rezitieren und zu verstehen. In den Versen 16 und 17 der Sure  75    (Qiyamat) spricht Gott:

Bewege deine Zunge nicht damit, um ihn übereilt weiterzugeben.

Uns obliegt es, ihn zusammenzustellen und ihn vorlesen zu lassen.

 

Chadidscha (F), die Gemahlin des Propheten  und sein Vetter Ali (F) ebenso wie  einige der Muslime prägten sich die Koranverse fest ein.  Das Erlernen des Korans ließ die Tugenden unter den Menschen zunehmen. Nach kurzer Zeit gab es eine sehr große Zahl von Gläubigen, die den Koran rezitieren konnten. Zu der Zeit gab es nur sehr wenig,  die schreiben konnten, und außerdem stand wenig Schreibmaterial zur Verfügung. Aber der Prophet spornte dazu an, dass der Koran schriftlich festgehalten wird.  Er benötigte Schreiber und schon in Mekka und danach in Medina stellte er zu diesem Zweck die besten Leute dafür ein. Der erste, den er in Mekka mit der Aufzeichnung der göttlichen Offenbarung beauftragte, war sein Vetter Ali Ibn Abi Talib (F). Ali war bis ans Lebensende des Propheten  mit dieser Aufgabe betraut.  Der Prophet drängte Ali, alles was ihm geoffenbart wurde, schriftlich festzuhalten, damit auch kein einziges Wort von der himmlischen Offenbarung ungeschrieben bleibt.  
Ein Helfer Imam Alis (F) namens Salim ibn Qais Hilali berichtet:

„Ich war bei Ali (F) in der Moschee von Kufa und die Menschen hatten sich um ihn versammelt. Ali (F)sagte: `Stellt mir eure Fragen, solange ich unter euch bin.  Haltet nicht bei mir mit ihnen zurück. Fragt mich über das Buch Gottes. Ich schwöre bei Gott, kein Vers ist geoffenbart worden, ohne dass der geehrte Prophet ihn für mich verlesen und erklärt und seine verborgene Bedeutung gelehrt hätte`. Da fragte jemand: `Wie war es denn wenn Verse geoffenbart wurden und Ihr nicht dabei ward´?  Ali(F) antwortete: `Dann sagte der Prophet, wenn ich zu ihm kam, zu mir: ` O Ali: In deiner Abwesenheit sind Verse herabgesandt worden`. Daraufhin verlas er sie für mich und lehrte mich ihre Auslegung`.“ 

                                  

Die Zusammenstellung des Korans erfolgte zu Lebzeiten des Gesandten Gottes  aufgrund der natürlichen Reihenfolge. Allerdings standen die Verse jeweils auf einer anderen Schreibunterlage, wie Palmenzweigen ohne Blätter, Schieferplatten, Leder, Tierknochen und Holzbretter. Jede Sure (bis auf eine)  begann mit den Worten bismillahir rahman-ir rahim – „Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Gütigen“,  und nacheinander wurden die von dieser Sure geoffenbarten Verse aufgezeichnet, bis die nächste Sure begann.  Der Prophet ordnete die Eintragung von Versen innerhalb der Suren an.  Aber die Reihenfolge der Suren lag bis zum Schluss der Herabsendung  nicht fest. Jeden Augenblick war es möglich, dass eine neue Sure oder ein neuer Vers  auf den Propheten herabgeschickt wurden.  Die meisten Historiker und Forscher vertreten die Meinung, dass die Zusammenstellung und Ordnung nach Reihenfolge der Suren nach dem Tod des Propheten  durch seine  Helfer, allen voran durch Imam Ali (F) erfolgt ist.

In einigen Quellen werden allerdings die unermüdlichen Anstrengungen, die  Imam Ali (F) auf sich nahm, um  den Koran zusammenzustellen, nicht erwähnt.

Aber nach dem Abschied des Propheten (S) aus dieser Welt, hat Imam Ali (F) sich allen anderen Dingen voran dieser wichtige Sache gewidmet und zuhause sechs Monate damit verbracht.  Ibn Nadim bestätigt, dass die Mushaf von Ali  die erste Zusammenstellung der Koransuren ist. In der Mushaf Ali waren  alle Verse in der chronologischen Reihenfolge ihrer Offenbarung aufgelistet.  Mohammad Ibn Sirin zitiert einen Überlieferer namens Ikrimah  der gesagt hat: „Zu Beginn des Kalifats von Abu Bakr,  saß Ali (F) zuhause und stellte den Koran zusammen.“

Der Koran ist die beste Quelle für die Lehre des Islams und Grundlage islamischen Denkens. Daher hat der damalige Kalif Abu Bakr angeordnet, dass der Koran zu einem vollständigen Buch zusammengefasst wird. Er forderte die Schreiber, die das Offenbarungswort verzeichnet hatten auf, schriftlich  sämtliche Koranverse festzuhalten,  die bis dahin auf  verschiedenen Schreibunterlagen wie Holz- und Lederstücke verteilt oder auch von Gläubigen im Gedächtnis gespeichert waren. Der Prophetengefährte Zayd Ibn Thabit ist einer derjenigen gewesen die an der Zusammenstellung des Korans teilnahmen.

Unter der Herrschaft des dritten Kalifen, Uthman, begegnete die Islamische Welt anderen Denkschulen und Kulturen.  Verschiedene Völker mit unterschiedlichem Brauchtum übernahmen den Islam. Die Muslime kamen in verschiedene Länder und Städte um den Islam zu verbreiten.  Die Faszination der Koranverse motivierte die neuen Muslime dazu den Koran zu erlernen.  Da aber die Aussprache der arabischen Wörter Änderungen erfahren hatte  und die Arabische Schrift nicht ausreichte um alle Aspekte der Aussprache widerzugeben, kam es mit der Zeit zu unterschiedlicher Lesart des Korans.  Damals hatte die arabische Schrift noch keine Vokalzeichen und keine Punkte, durch die in der heutigen arabischen Schrift gleich aussehende Konsonanten unterschieden werden.

 Im Jahre 25 nach der Hidschra   war der Unterschied unter den Rezitatoren und Koranlehrern so groß geworden, dass sie sich gegenseitig die falsche Lesart vorwarfen.  Der dritten Kalif, Uthman, versammelte daraufhin die Schreiber der Offenbarung, damit sie den Koran mit derselben Lesart zusammenstellen.  Dann ordnete er an, dass alle auf den damaligen Schreibunterlagen verstreuten Niederschriften von Koranversen verbrannt werden, damit der Streit beigelegt wird und die Muslime gemeinsam sich nur noch an einen Text halten. Allama Hilli, einer der großen Gelehrten des Islams überliefert,  dass Uthman diesen Koran Imam Ali zur Unterzeichnung vorlegte. Die Verbesserung der Schrift wurde außerdem in der ersten Jahrhunderthälfte des ersten Jahrhunderts nach der Hidschra vorgenommen. Ein Schüler Alis (F) namens Abul Aswad al-Duali   machte durch die Einführung von Vokalzeichen und Zeichen auf Konsonanten zu deren Unterscheidung  den Heiligen Koran  auch für Nichtaraber lesbar.  

 

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