Jul 07, 2017 13:42 CET

Diesmal möchten wir ihnen ein weitere Art iranischer Bauwerke vorstellen, welche es schon vor Jahrhunderten in iranischen Städten gab, nämlich die öffentliche Badeanstalt.Währrend heute fast jeder ein Bad im Haus hat, war das früher nicht der Fall. Das Bad war ein öffentliches Gebäude.

Die Badehäuser, die aus alten Zeiten im Iran erhalten blieben, geben Hinweise auf den Baustil in den einzelnen Architekturepochen und liefern auch volkskundlichen Informationen. Das Badehaus – zu persisch „hamaam“ oder Garmabeh“ war nicht nur ein Ort, wo man sich der Körperpflege widmete, sondern auch ein Ort, wo man sich traf, sich unterhielt und von wo aus Nachrichten in Umlauf kamen.

Einige historisch wichtige Ereignisse haben sich in einem solchen Badehaus ereignet, worauf wir noch zurückkommen.  Auch in den beflügelten Wörtern und in  Werken einiger Dichter und Litaraten ist von dieser Stätte die Rede. Es gibt interessante Bemerkungen und Redewendungen über dieses öffentliche Gebäude. Wir widmen diesem Gebäudetyp mehrere Beiträge unserer Serie.

Wie die volkskundlichen Untersuchungen zeigen, hat es bereits im antiken Iran  öffentliche Badehäuser gegeben.  Die ältesten Ruinen, die man von Badehäusern gefunden hat, gehören zur Persepolis, sprich Tachte-Dschamschid in der Provinz Fars . Neben den Spuren eines öffentlichen Bades entdeckte man auch die eines  Privatbades in den Palastanlagen.  Dieses Privatbad gliederte sich in einen Innen- und Außenabschnitt. Beide Räumlichkeiten standen über eine Treppe in Verbindung. Das Bad  war nur 4 Quadratmeter groß. Man hat Badegegenstände aus Ton gefunden.

Auch aus der Zeit der Arsakiden blieb im Aschur-Palast ein interessantes Badehaus erhalten.

Die Tempel der antiken Religionen wurden fast immer an einer Quelle oder an einem Fluss gebaut und das Baden  war fast so etwas wie eine religiöse Pflicht.

Masudi der muslimische Historiker und Weltreisende des 3. Jahrhunderts nach der Hidschra  9.bis 10. Jahrhundert nach Christus hat in seinem Buch Morawadsch-ul zahab auf einige historische Funde hingewiesen. Einer davon ist besonders interessant.  In einem Kapitel dieses Buches beschreibt er die Stempel und Siegelringe des sassanidischen Königs Chosro Parwis. Auf einem dieser Ringe ist Chosro Parwis am Ufer eines Flusses und bei der Vorbereitung auf das Bad zu sehen.

Durch den Islam erfuhren viele Länder eine politische und künstlerische Wende, so auch Iran.

Die Reinheit von Körper und Seele nimmt in der Lehre des Islams einen besondern Platz ein.  Die Pflicht-Ganzwaschungen - genannt Ghusl -  und die Teilwaschungen vor dem Gebet – Wusu -  sowie die tägliche Reinigungspflege haben religiöse Aspekte. Waschungen waren natürlich auch grundsätzlich für die Hygiene von Wichtigkeit. Nach Eintreffen des Islams im Iran wurde  in den Städten und Karawansereien und neben Moscheen auch eine Räumlichkeit für die Waschung und das Baden vorgesehen.

Belazori, ein muslimischer Historiker des 3. Jahrhunderts nach der Hidschra schreibt in seinem Buch Fotuh-ul Baladan über den Besitzer eines Badehauses in Basra (heutiges Irak), der am Tag  1000 Drachmen verdiente.

Laut geschichtlicher Belege ist so manches Badehaus im Islamischen Reich von iranischen Baumeistern errichtet worden. Diese gaben dabei ihrem künstlerischen Geschmack freien Lauf. Ein Beispiel ist das bekannte  Umawiyan-Bad im Amra`- Palast in Jordanien.

In den ersten Jahrhunderten der Islamischen Ära fand der Bau von Badehäusern immer weiter Verbreitung in den Städten. Azd-uddulleh Deylami  hat im 4. Jahrhundert nach der Hidschra (10. Jahrhundert nach Christus)  den Bau von 5000 Bädern in Bagdad angeordnet. 30 tausend Arbeiter fanden auf diese Weise Beschäftigung.

Die Leiter der Bäder legten Wert auf Sauberkeit ihres Badehauses und ließen nicht jeden hinein. Im Reisebericht des Naser Chosro , den dieser im 5. Jahrhundert nach der Hidschra, 11. Jahrhundert nach Christus verfasste, steht geschrieben, dass er einmal in einer Stadt ein Badehaus  aufsuchen wollte. Weil er von weit her gekommen war, bot er einen ungepflegten Anblick. Er  durfte das Badehaus nicht betreten, bis er saubere Kleidung vorzeigen und den Bademeister überreden konnte.

Mit der Zeit kam man auf die Idee an bestimmten Stellen in der Stadt zum Beispiel in der Nähe der Stadttore oder  im Anschluss an den Bazaar Badehäuser für Reisende oder Arbeiter einzurichten.  In der Epoche der Seldschuken, die das Zeitalter der Entfaltung der islamischen Baukunst war, trat eine deutliche Wende beim Bau von öffentlichen Zweckgebäuden wie Badeanstalten ein.

Diese Entwicklung hielt mehr oder weniger bis zur Saffawidendynastie an und fand ihren Höhepunkt in dem Bau der schönen Badehäuser zur Zeit dieser Dynastie. Diese waren kunstvoll mit Kachel- und Stuckwerk verziert.

 

In seinem Reisebericht schreibt der Franzose Chardin dass die Stadt Isfahan neben 163 Moscheen, 48 theologische Lehrzentren und 1082 Karawansereien zusätzlich  272 öffentliche Badehäuser besaß.

Chardin besuchte den Iran im 17. Jahrhundert nach Christus.

Das 20. Jahrhundert veränderte die Lebensweise der Bevölkerung. Die öffentlichen Badeanstalten wurden nicht mehr im ehemaligen Stil gebaut und es wurde der Bau eines Badezimmers in der eigenen Wohnung üblich.  Heute sind einige historische Badehäuser zu Museum und Touristenzielen geworden.

Öffentliche Badehäuser gibt es also schon seit Jahrhunderten im Iran. Das Badehaus  war ein öffentliches Gebäude. Hier nahm man ein Bad, traf sich mit anderen und sprach sogar über Probleme und klärte sie. Hier fanden Ein- und Verkäufe statt, gab es ärztliche Behandlung und Unterricht und wurden Nachrichten verbreitet.

Volkskundler sind der Meinung, dass neben der Mühle und dem Bazaar vor allen Dingen auch das Badehaus der wichtigste Ausgangspunkt für die Verbreitung von neuen Nachrichten war.

Zum Beispiel wurde die Nachricht davon, dass Sultan Mahmud dem weltberühmten Dichter Ferdowsi für sein großes Werk „Das Buch der Könige“ – Schahnameh - , nur ein geringfügiges Geschenk machte,  als erstes in den Badehäusern verbreitet. In den Büchern ist nachzulesen, dass Ferdowsi sehr verletzt über die geringe Belohnung für sein langjähriges Werk war und  den größten Teil seines Lohnes unter den  Arbeitern im Bad schenkte, um auf diese Weise den Ghaznawidenherrscher Mahmud seinerseits herabzusetzen.

Auch der Mord an dem bekannten iranischen Großwazir Mirza Taqi Chan – bekannt als Amir Kabir  ereignete sich in einem Badehaus.

Amir Kabir war ein kluger Politiker. Er hat von 1807 bis 1851 gelebt und ist etwas mehr als 3 Jahre der iranische Großwazir gewesen.  Der  Hof der Qadscharen  und  verdorbene geldgierigen Adelige mochten ihn wegen seiner konstruktiven Maßnahmen nicht und deshalb stachelten sie den König Nassereddin-Schah Qadschar gegen ihn auf bis dieser seine Ermordung anordnete.

Als Amir Kabir sich in Kaschan  im Baghe-Fin in der Verbannung befand, erfolgte der Mordbefehl. Die Handlanger des Schahs schnitten ihm im Bad des Baghe Fin die Schlagader durch.

In der kurzen Zeit, in der Amir Kabir der Erste Minister des Landes war, hat er viele Reformen vorgenommen. Wegen seiner Ermordung blieb er für immer unvergesslich.  Jeder der nach Kaschan geht und sich zum schönen Fin-Park begibt, wird auch das Badehaus in diesem Park besuchen. Dieses historische Badehaus ist mit der Erinnerung an eine großen iranische Persönlichkeit und ein bitteres Ereignis in  der iranischen Geschichte verknüpft.