Mrz 13, 2019 14:40 CET

Wir möchten Sie in diesem Beitrag mit Schreiben und Ansprachen  Imam Hasans (F) vor dem Krieg und anschließenden Friedenschluss mit Muawiya vertraut machen.

 

Die Richtlinie Imam Hasans (F)  war wie die seines Vaters. Er verfolgte wie Imam Ali (F) die Herstellung einer gerechten islamischen Ordnung, die Bekämpfung von Unterdrückern und Unrechttuenden, die Verteidigung der Rechte der Unterdrückten sowie die Beschützung des  Korans und der Familie des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause). Daher konnte  er nicht gegenüber dem System der Umayyaden schweigen und Zeuge der Ungerechtigkeiten und der Ketzereien sein. Er schrieb dem  Umayyaden Muawiya:

„Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Begnadenden! Von dem Diener Gottes Hasan ibn Ali, Amir al Mumenin, an Muawiya Ibn Abi Sufyan. Friede sei dir! Ich spreche Gott, dem Einen Gott,  der keine Teilhaber hat, meinen Dank aus. Gott der Höchsterhabene hat Mohammad (S) auserwählt. Er war eine Barmherzigkeit für alle Weltbewohner und hat die göttlichen Botschaften vollständig verkündigt, bis er zu seinem Schöpfer zurückkehrte ... Aber nach seiner himmlischen Heimkehr, haben die  Araber sich um die Macht und Herrschaft übereinander gestritten.  Und weil wir – die Ahl-e Bait (Familie) Mohammads (S) und seine Familie von ihnen Gerechtigkeit forderten,  sind sie alle von uns weggestoben und haben sich zu Feindschaft und Krieg gegen uns vereint. Allerdings haben wir uns der Auseinandersetzung und dem Streit mit ihnen  enthalten, weil wir um den Erhalt des Islams und die Einheit der Umma (des Volkes der Muslime ) besorgt waren und befürchteten, dass die Heuchler und die Gruppen der Götzendiener und Ungläubigen Abenteuerliches unternehmen und sich zur Vernichtung des Islams erheben.  Jedoch sorgt deine Behauptung über eine Sache, in der du nicht den geringsten Anspruch hast,  für Erstaunen. Du hast weder hinsichtlich der Religiosität eine klare Vorgeschichte  noch hinsichtlich des Islams eine gepriesene Vergangenheit. Du bist der Sohn einer der Anführer der Qureisch, die den größten Hass gegen  Propheten Gottes (S) hegten ... Wisse, dass ich dir dieses Schreiben schicke, damit ich dir den letzten Beweis vorlege und du morgen, im Jenseits vor dem Gericht göttlicher Gerechtigkeit, keinerlei Ausrede mehr hast ... Lass also  vom Unrecht ab und enthalte dich vom  Blutvergießen unter den Muslimen. Wisse jedoch: Ich werde-  wenn du weiter  an deinem Irrtum festhältst -  dir mit einem Heer von Muslimen entgegenstürmen und dich zum Kampf auffordern, auf dass Gott zwischen uns entscheiden möge; Er ist der beste Schiedsrichter.“

 

 

Im Antwortschreiben des Muawiya  versuchte dieser seine eigene dunkle Vergangenheit und die seiner Familie zu dementieren. Er wusste zugleich genau, dass die hohen Tugenden, die politische Weisheit, das Religionswissen und die besonderen Kräfte, die den Ahl-e Bait von Gott verliehen wurden, sich nicht mit den Fähigkeiten anderer vergleichen lassen. So antwortete er: „Ich habe deinen Brief erhalten und verstanden, was du über den Propheten Gottes (S) und seine Tugenden gesagt hast und ich weiß, dass er der Würdigste von allen Menschen vom ersten bis zum letzten ist ...Diese Umma (dieses Volk) hat – nachdem sie sich über die Nachfolgerschaft des Propheten Gottes uneinig wurde – niemals eure Vortrefflichkeit und eure Vergangenheit und Verwandtschaft mit dem Gesandten Gottes (S) und auch nicht den Platz, den ihr im Islam einnehmt, vergessen ... usw.

Aber im Widerspruch zu einem solchen Brief hat Muawiya den Boten des Imam gesagt: „Macht kehrt, denn zwischen uns und euch richtet nur der Säbel!“

 

                         

Imam Hasan (F) schrieb eine ganze Reihe von Briefen an Muawiya, die dieser auch beantwortete und aus dem regen Briefwechsel  mit dem Widersacher Muawiya lässt sich schließen, dass der Imam alles versuchte, um einen Krieg zu verhindern. Doch als er sah, dass Muawiya ein riesiges Heer aufgestellt und in Richtung Irak geschickt hatte, ergriff er neue Schritte. Unverzüglich beauftragte er Hudschr Ibn Adi, einen der bekannten Prophetengefährten und treuen Unterstützer Imam Alis und des Prophetenhauses damit, dass er die Bevölkerung und die Befehlshaber zur Vorbereitung auf ein Gefecht mit dem Heer des Muawiya mobilisiert. Außerdem sollte einer der Getreuen des Imams die Menschen in der Moschee zu einer Ansprache versammeln.  Der Imam sagte vor den Versammelten wie folgt:

„Gott hat seinen Dienern den Dschihad – den Kampf für Seine Sache – zur Pflicht gemacht  und hat gesagt, dass dieser Kampf   (für diejenigen, die oberflächlich denken und nach Bequemlichkeit streben) etwas Unerfreuliches ist.  Wisset ihr Menschen! Ihr werdet nicht an das gelangen, was ihr gerne möchtet, ohne dass ihr gegenüber dem Unerfreulichen geduldig bleibt. Mir wurde mitgeteilt, dass Muawiya sich mit einem Heer in Richtung Irak auf den Weg gemacht hat. Ich möchte, dass ihr euch zur Begegnung mit ihm und um zu verhindern, dass er in eure Heimat eindringt, in Richtung dem militärischen Versammlungsort  des Islams in Bewegung setzt.“

Die Menschen, die in die Moschee gekommen waren,  blieben leider gleichgültig und gingen nicht auf den Aufruf Imam Hasans (F) ein. Da stand der  Prophetengefährte Adi ibn Hatim aufgeregt auf und sagte zu den Versammelten: „Ich suche Zuflucht bei Gott! Wie hässlich verhaltet ihr euch! Hört ihr nicht den Ruf nach Recht und Wahrheit und Unterstützung des Imams,  eures Vorstehers? Fürchtet ihr nicht den Zorn und die Strafe Gottes?“ Dann versicherte er, dem Imam zugewandt: „Ich habe  euer Wort gehört und folge deinem Befehl. Ich befolge das,  was du vorhast und anordnest. Ich bin sofort  bereit, mich auf den Weg zur  Militärzentrale zu machen. Wer möchte soll mich begleiten.“ Dann verließ er die Moschee und begab sich nach Nachailah einer Gegend nahe bei Kufa, welche am Weg nach Schaam (damaliges Syrien) lag. Nach ihm standen noch einige weitere auf, um die anderen zu tadeln und zum Kampf auf dem Wege Gottes anzuspornen. Doch die Zahl derer, die dem Aufruf Imam Hasans nachkamen, war so gering, dass Imam Hasan nach drei Tagen erneut eine Ansprache halten musste und mahnte, dass  die Gläubigen nicht länger untätig bleiben dürfen,  sondern sich für den Krieg auf Muawiya vorbereiten sollen.  Die Bemühungen des Imams (F) brachten nur wenig Erfolg, denn diese Leute hatten zwar dem Imam den Treueeid geschworen, aber in sensiblen Situationen handelten sie lieber nach ihrem eigenen Geschmack. So hatten sie sich schon vorher,  als Imam Ali das Kalifat übernahm, verhalten und diesen in schicksalsentscheidenden Situationen im Stich gelassen oder ihn sogar schikaniert.

Imam Hasan (F) rief trotz der allgemeinen Teilnahmslosigkeit   Ubaydullah ibn Abbas, einen Vetter des Propheten,   zu sich und sagte: „Ich schicke  dir eine Reihe von berittenen Arabern mit, also setze dich mit ihnen in Bewegung.  Gehe nachsichtig mit ihnen um und sei freundlich zu ihnen und bescheiden und wenn ihr mit Muawiya zusammenstoßt, dann greife ihm nicht vorweg. Lass ihn den Krieg beginnen. Falls er dies tut, dann kämpfe. Ich werde mich dir, nachdem ich eine weitere Gruppe zusammengestellt habe, anschließen.“

 

Bald darauf wurde dem Imam jedoch mitgeteilt, dass Ubaidullah ein Bestechungsgeld von eine Millionen Drachmen des Muawiya annahm und zu ihm überwechselte. Muawiya bestach nicht nur erfolgreich diesen Kommandeur des Imams sondern er ließ auch Gerüchte unter den Soldaten des Imams verbreiten. Es gelang ihm zwei weitere Kommandeure Imam Hasans auf  seine Seite zu locken.

 

 

 

Trotz aller dieser Verhältnisse machte sich Imam Hasan (F) mit seinem Heer auf den Weg. In einer Gegend namens Basabat nahe der Stadt  Madain ließ er das Zeltlager für die Nacht aufschlagen. Am nächsten Morgen entschloss er sich den Rest seines Heeres – es waren circa viertausend Mannen – zu versammeln um festzustellen inwiefern sie ihm loyal sind.  Er ordnete an, dass alle zum Gemeinschaftsgebet kommen. Dann hielt er noch einmal eine Ansprache und sagte: “Gott sei Preis und Dank, auf eine Weise, wie die Dankenden ihm danken. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer dem Einen Gott gibt. Ich bezeuge, dass Mohammad der Diener Gottes ist und Sein Gesandter, den er mit der Lehre des Rechten ausgesandt hat und zum Treuhänder seiner Offenbarung bestimmte.  Als nächstes hoffe ich bei Gott dem Höchsterhabenen – immer Lobpreiser des Allmächtigen Höchsterhabenen und für Seine Diener Ratgeber und einer aus dem Volke Gottes zu sein (der am meisten an ihr Wohl denkt). Ich habe niemals Hass auf einen  Muslim in meinem Herzen gehegt und niemals ein Übel für jemanden gewollt. Wisset, dass Einheit und Einmütigkeit besser sind als Zwietracht und Spaltung. Ich denke mehr an eurer Wohl als ihr und deshalb verweigert mir nicht den Befehl (wie die Vertragsbrüchigen). Gott der Eine hat mir und euch Gnade und Barmherzigkeit erwiesen und er hat uns den Weg zu dem gewiesen, was er möchte und was Ihn zufriedenstellt.“

Als der Imam (F) seine weise und engagierte Ansprache beendet hatte, sahen sich einige unter den Versammelten an und fragten sich: “Was hat er vor?“  Einige sagten:  „Bei Gott, ich glaube dass er an einen Friedensschluss mit Muawiya denkt und daran, ihm die Regierung überlassen.  Und dann schrien sie plötzlich: „Dieser Mann ist ungläubig geworden.“

Wer waren diese Leute? Es waren wieder jene Charawidsch, also jene Gruppe von Leuten, die anscheinend sehr fromm waren, aber keinen Verstand besaßen. Sie hatten dem Vater Imam Hasans (F) während des Siffin-Krieges den Schiedsspruch aufgezwungen hatten und –nachdem ihnen klar geworden war, dass sie auf eine List von Muawiya reingefallen waren, Imam Ali später dafür schuldig gemacht und ihn als Ungläubigen geschmäht...