Dez 03, 2019 09:44 CET
  • Islam richtig kennenlernen (200  - Maad)

Dem Weltuntergang folgt  nach einem bestimmten Abstand  der Jüngste Tag. Der Koran verhilft uns zu einer Vorstellung davon, was geschehen wird.

 

Der Jüngste Tag beginnt, wenn zum zweiten Mal ins Horn geblasen wird und alle Toten  zu neuem Leben erweckt werden -  dem Leben im Jenseits. Die Menschen erheben sich aus ihren Gräbern und werden vor  Gott gebracht. Der Koran beschreibt das Erscheinen der Menschen auf dem Schauplatz des Jüngsten Tages – der Qiyama - auf verschiedene Weise. An der einen Stelle verkündet er, dass jeder einzeln, und an anderer Stelle,  dass die Menschen gruppenweise den Schauplatz des Jüngsten  Tages betreten. Dies hat damit zu tun, dass es am Jüngsten Tag mehrere Stationen und Phasen  gibt. Diese beiden eben genannten  Arten von Versen über die Auferstehung lassen sich zusammengefasst möglicherweise dahingehend deuten, dass die Menschen in Gruppen auf der Szene der Auferstehung erscheinen, aber jeweils einzeln vor das Jüngste Gericht gestellt werden, ohne dass jemand sie verteidigen könnte.

Wie dem auch sei. Klar ist, dass alle Menschen auf dem Schauplatz der Auferstehung von den Toten erscheinen. In den Versen 47 und 48 der Sure 18 (Kahf) heißt es im Gefolge des Hinweises auf die großen Wandlungen der Erde vor dem Jüngsten Tag, über die Versammlung der Menschen:    

 

... und Wir sie versammeln, ohne jemanden von ihnen auszulassen,

und (da) sie deinem Herrn in Reihen vorgeführt werden (spricht Er): „Nun seid ihr zu Uns gekommen, so wie Wir euch das erste Mal erschaffen haben. Ihr aber habt behauptet, Wir würden für euch keine (letzte) Verabredung festlegen.“

 

 

Am Jüngsten Tag ist keine Spur mehr von den diesseitigen gesellschaftlichen Positionen und materiellen Reichtümern übriggeblieben. Es ist wie am Anfang der Erschaffung, als niemand solche Privilegien besaß. Alle Menschen, ob sie im Diesseits arm oder reich  waren, werden in Reihen eingeordnet und Gott vorgeführt.  Auf diese Weise werden alle Menschengeschöpfe ausnahmslos am Jüngsten Tag an dem gleichen Ort versammelt. Deshalb wird der Tag der Auferstehung auch Yaum ul Dscham`- der Tag der Versammlung genannt (s. Sure 42, Vers 7). 

 

Wir möchten nun die unterschiedliche Situation der Übeltäter und der Rechtschaffenen am Jüngsten Tag veranschaulichen.

                               

Zweifelsohne ist Qiyama - der Jüngste Tag – ein harter Tag. Darauf verweisen zahlreiche Verse im Koran. Zum Beispiel die Verse 42 bis 44 der Sure 70  (Maaridsch):

 

So lasse sie nur schweifende Gespräche führen und ihr Spiel treiben, bis sie ihrem Tag begegnen, der ihnen angedroht ist,

dem Tag, da sie aus den Gräbern eilig herauskommen werden, als würden sie hastig zu aufgestellten Schildern   eilen

mit demütigen Blicken, bedeckt mit Erniedrigung. Das ist der Tag, der ihnen immer wieder angedroht wurde.

 

In diesen Versen sind die Leute gemeint, die mit ihrem unsinnigen Gerede mit der Wahrheit ihr Spiel getrieben haben und das Jenseits leugnen. Gott sagt, lasst sie doch in ihrer falschen Denkweise und ihrem hässlichen, verdorbenen Tun absinken bis der verheißene Tag kommt, an dem  sie die Wahrheit mit eigenen Augen sehen. Dann verweist die obige Stelle im Koran auf die Zeichen jenes fürchterlichen Tages und wie es diesen Leuten ergeht, wenn sie sich aus dem Grab erheben. Kaum haben sie ihre Gräber verlassen, werden sie so schnell laufen, als ob sie so bald wie möglich an einer besonderen Stelle mit einem Schild oder einem Zeichen ankommen wollten.

Unterdessen, so heißt es weiter, senken sie vor lauter Schrecken und Entsetzen die Augen. Das ist nämlich der Tag, über den sie sich dauernd lustig machten und nun, wo  dieser Tag wahr geworden ist, haben sie dermaßen Angst, dass sie nicht wagen den Kopf zu heben. Mit gesenkten Kopf blicken sie heimlich um sich. Sie spüren die Schmach, die über sie gekommen ist. Große Bekümmernis erfüllt sieht. Natürlich werden sie an diesem Tag ihr  Verhalten bereuen. Aber was nützt ihnen dann die Reue noch?!   

 

Im   Vers 7 der Sure 54 (Qamar) wird ihr Zustand ebenso beschrieben:

...

werden sie mit (aus Furcht und Schrecken) gesenkten Blicken aus den Gräbern herauskommen wie ausschwärmende Heuschrecken,

                              

 

Die Szene ist so furchterregend, dass die Leute nicht wagen hochzuschauen und deshalb ihre Blicke  senken. Der Vergleich mit Heuschrecken passt gut. Denn im Gegensatz zu anderen Tieren, wie zum Beispiel zu vielen Vögeln, schwärmen Heuschrecken ungeordnet  in alle Richtungen aus.

 

Am Jüngsten Tag ruft ein Herold die Menschen zum Schauplatz des Geschehens.  Wenn sie den Aufruf hören, verlassen sie sofort die  Gräber, und die Ungläubigen werden sagen: heute ist ein sehr schlimmer Tag.

Im Vers 4 der Sure 101 (Qaria) werden die Menschen am Tag der Auferstehung von den Toten  auch mit Motten verglichen:

 

Am Tag, da die Menschen wie flatternde Motten sein werden

 

Dieser Vergleich soll vielleicht darauf hinweisen, wie ratlos und verwirrt die Menschen an jenem Tag sind. 

Im ersten Vers  der Sure 22 (Hadsch) wird beschrieben wie gewaltig das Beben am  Tag der Auferstehung und das Entsetzen der Menschen sein wird. Das Entsetzen ist so groß, dass es heißt, dass

...jede Stillende (aus Entsetzen) übersehen wird, was sie (soeben) stillt, und jede Schwangere wird mit dem niederkommen, was sie trägt.

Der Zustand der Menschen wird im zweiten Vers der Sure  22 (Hadsch) beschrieben mit:

 

.....Und du siehst die Menschen trunken, obwohl sie nicht betrunken sind; aber die Strafe Allahs ist streng

 

Die Menschen sind so sehr wegen der Strafe Gottes mit Angst erfüllt, dass sie benommen sind und nicht ein noch aus wissen.

Der Schrecken der  Übeltäter ist groß. Während sich an jenem Tag  über den Ungläubigen und Heuchlern der düstere Schatten der Gottesleugnung, Heuchelei und Sünde legt und sie furchterfüllt sind, werden diejenigen, die im Leben gläubig und rechtschaffen waren, sich an jenem Tag  nicht fürchten müssen, wenn sie den  Schauplatz des Jüngsten Tages betreten.

Im Vers 12 der Sure 57 (Hadid )    heißt es über sie:

 

Am Tag, da du siehst, wie den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen ihr Licht vorauseilt und (ebenso) zu ihrer Rechten...

                  

Der Glaube ist das Licht der Rechtleitung und er wird am Jüngsten Tag aufleuchten während der Unglauben, der absolutes Dunkel ist, als tiefe Finsternis auftritt.  Am Jüngsten Tag eilt den  Gläubigen ein Licht voraus und an ihrer Rechten. Dieses Licht zeigt ihnen den Weg in das schöne Paradies Gottes und dank dieses Lichtes legen sie den Weg zur Seligkeit sehr schnell zurück.

 

Es heißt in den Versen 38 bis 42 der Sure 80 (Abasa)

 

(Die einen) Gesichter werden an jenem Tag erstrahlen,

lachen und sich freuen.

Und auf (den anderen) Gesichtern wird an jenem Tag Staub sein,

und sie werden von Dunkelheit bedeckt sein.

Das sind die Ungläubigen und Sittenlosen.

 

Diese Stelle im Koran beschreibt die  Gesichter der Gläubigen und der Ungläubigen am Tag der Auferstehung.

 

 

Aus diesen Versen ist leicht zu entnehmen, dass am Jüngsten Tag  die Gesichter der Menschen geprägt sein werden von ihrer Überzeugung.  Der Vers erwähnt wohl deshalb die Farbe der Gesichter, weil sich  Dinge,  die im Innern des Menschen vorgehen, wie Angst und Schrecken oder auch Freude in der Farbe des Gesichtes niederschlagen.     Es  sind unter den Auferstandenen am Jüngsten Tage Gesichter zu sehen, in denen der Glaube und die Freude über ihre guten Taten hell erstrahlen. Unterdessen gibt es  auch eine Gruppe, deren Gesichter durch den Unglauben und ihre Sünden verdunkelt sind. Es scheint, als habe sich schwarzer Ruß auf ihre Gesichter gelegt.  Diese sind von Niedergeschlagenheit und    Pein gezeichnet.  

 

Der Koran berichtet also  gezielt über verschiedene Szenen des Jüngsten Tages. Jeden klugen und weitsichtigen Menschen stimmen diese Schilderungen nachdenklich und es bringt ihn in seiner Selbsterziehung erheblich weiter , wenn er sich diese Szenen vergegenwärtigt: Die Szenen  von der Auferstehung von den Toten und dem Verlassen der Gräber, die gruppenweise Versammlung aller in geordneten Reihen, die Öffnung  der Akte der Taten eines jeden, in der auch nicht die kleinste Tat vergessen wurde.

 

Schon die  Furcht  vor dem Gericht der göttlichen Gerechtigkeit und der schweren Strafen für die Übeltäter hat eine fruchtbare Wirkung. Die konstruktiven Folgen des Glaubens an dieses Gericht liegen auf der Hand. Ein solcher Glaube wirkt sich auf die Verbesserung des Charakters des Menschen aus und auf eine Kontrolle seiner Gedanken und seines Verhaltens. Dieser Glaube rüttelt ihn aus dem Schlummer der Unachtsamkeit wach und stärkt in ihm das Pflichtbewusstsein. Ist es da überhaupt noch denkbar, dass jemand der fest davon überzeugt ist, dass diese Szenen am Jüngsten Tag wahr sind, im Leben den Weg der Verdorbenheit und Sünde und Abweichung wählt?

 

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