Aug 17, 2021 04:16 CET
  • Deswegen

Um noch besser zu erkennen, dass der Koran etwas Besonderes an sich hat, ist es nützlich mehr über seine Merkmale zu wissen. Wir betrachten heute in diesem Zusammenhang seine Aufteilung in Verse und Suren. Um noch besser zu erkennen, dass der Koran etwas Besonderes an sich hat, ist es nützlich mehr über seine Merkmale zu wissen. Wir betrachten heute in diesem Zusammenhang seine Aufteilung in Verse und Suren.                              

 

 

Wir sagten bereits, dass ein Teil der Suren des Korans in Mekka und ein anderer Teil in Medina geoffenbart wurden und haben über die Merkmale der Suren in Mekka gesprochen. Viele Verse des Korans sind dem Propheten nach seiner Auswanderung nach Medina verkündet worden; nach der Hidschra also, mit der die islamische Zeitrechnung beginnt.  

Die gesellschaftliche Situation in Medina war anders als die in Mekka.  In Medina waren die Muslime nicht mehr schwach sondern sie erstarkten. Neben den Neumuslimen lebten in Medina auch Juden und außerdem gab es unter den Muslimen auch Munafiqin, Heuchler nämlich. Dies führte zu zahlreichen Ereignissen in dieser Stadt und aufgrund der neuen Bedingungen nahmen auch die Suren, die der Prophet in Medina empfing, eine andere Gestalt an als die in Mekka und ihr Inhalt  war anderes.  Einige der medinensischen Verse  handeln von der theoretischen Auseinandersetzung des Propheten mit dem Unglauben und  den Götzenanbetern oder von den Gefechten des muslimischen Heeres gegen sie. Ein Teil der medinensischen Suren deckt die Komplotte  der Heuchler auf oder spiegelt Begegnungen zwischen dem Propheten und ihnen wieder. Die meisten Gebote und Gesetze, welche der Mensch zur Regelung seines Lebens braucht, werden  in den Suren von Medina genannt.  Die medinensischen  Suren sind meistens lang.

Es sei außerdem erwähnt, dass sich in einer mekkanischen Sure auch medinensische Verse befinden können und umgekehrt. Die langen Suren werden entsprechend dem Offenbarungsort der Mehrzahl ihrer Verse als "mekkanisch" oder "medinensisch" eingestuft.

Der bekannte iranische Koranexeget Allameh Tabatabai schreibt hierzu:

„Der einzige Weg um festzustellen, ob Koranverse in Mekka oder Medina geoffenbart wurden, besteht darin, über den Inhalt nachzudenken und den oder die Verse auf ihre Entsprechung mit der Lage vor und nach der Hidschra zu untersuchen. Diese Methode ist bei der Feststellung der chronologischen Reihenfolge der Suren und der Verse oder ihrer Bestimmung auf mekkanischen oder medinensischen Ursprung hilfreich.“

Der Koranforscher Haschemzadeh Herisi  verweist darauf, dass die Unterscheidung nach medinensisch und mekkanisch unter anderem auch anhand von bestimmten Anhaltspunkten möglich ist zum Beispiel daran, wer zu Beginn eines Verses angesprochen wird. Er sagt: Die Suren die mit der Ansprache

یا ایها الناس –o ihr Menschen – oder mit

یا بَنی آدم– o ihr Söhne Adams – beginnen

  sind meistens mekkanisch, denn damals glaubten die Menschen in Mekka, bis auf wenige,  ja noch nicht. Aber die Suren, die mit

 یا ایها الذین آمنوا – nämlich : o die ihr gläubig seid – beginnen,  sind medinensisch.

                                     

Viele haben sich mit der Gliederung des Korans nach Suren und Versen beschäftigt. Die Aufteilung des Himmelsbuches ist mit der Einteilung von anderen Büchern in Kapitel verschieden. Der Heilige Koran verweist selber auf seine Aufteilung in verschiedene Abschnitte und Verse, denn es heißt in der Sure 17 (Isra)im Vers 106:

Einen Koran haben Wir (offenbart, den Wir in Abschnitte) unterteilt (haben), damit du ihn den Menschen in Abständen vorträgst; und wir haben ihn wahrlich nach und nach offenbart.

Insgesamt hat der Heilige Koran 114 Suren und ist in 30 gleiche Abschnitte aufgeteilt worden. Diese werden Dschuz`genannt.  Jede Sure enthält mehrere Verse, die besonderen Zwecken dienen und einen tiefen Inhalt aufweisen.

Das Wort „Sure“ hat verschiedene Bedeutung: Zum Beispiel: Rang und hohe Stellung, Teil eines Ganzen oder auch starke Festung mit hohen Mauern, welche eine Stadt vor den Angriffen der Feinde schützen.  Der Koran nimmt also mit seinen Suren einen hohen Rang ein. Alle seine Suren werden mit den Worten: Im Namen Gottes der Barmherzigen, des Gütigen eingeleitet. Bis auf die Sure 9. Niemand kann die Verse des Korans fälschen und etwas ihnen zufügen oder aus ihnen entfernen. Der Koran ist wie eine unbezwingbare Festung.

                    

Die Verkündung des Korans erfolgte über viele Jahre hinweg. Sie begann als der Prophet in Mekka von Gott berufen wurde und dauerte bis zu seinem Verscheiden im 10. Jahr nach der Auswanderung aus Mekka an. Nur 14 Suren des Korans wurden mit der Gesamtheit aller ihrer Verse gleichzeitig geoffenbart, die Offenbarung der Verse der anderen 100 Suren aber erfolgte allmählich zu bestimmten Anlässen und in bestimmten Situationen und der Prophet sagte, wo sie einzuordnen sind und wann eine Sure abgeschlossen war.  

Im Musnad-i  Ahmad wird Ibn Abbas rezitiert der wie folgt berichtet:

„Die Offenbarung erfolgte schrittweise. Wenn ein Ausschnitt aus dem Koran oder bestimmte Verse auf den Propheten herabgekommen war, rief er einige der Koranschreiber herbei und sagte: „`Fügt diese Verse in der und der Sure, in der das und das steht, ein`.“ 

Die Suren bestehen also aus einer größeren oder kleineren Anzahl von Versen. Auf Arabisch heißen die Verse Ayat.  Ayat ist die Mehrzahl des arabischen Wortes Ayeh. Ayeh bedeutet „Zeichen“, genauer gesagt: „Zeichen für die Existenz Gottes“. Die Ayat bzw. Verse sind daher  Zeichen und Beweis für die Wahrhaftigkeit der Einladung und Aussendung des Propheten.  Im Koran werden natürliche Erscheinungen wie Tag und Nacht, die Sonne und der Mond, das Wachstum der Pflanzen, der  Regen und der Wind und die Wolken, ebenso wie  der Unterschied zwischen den Sprachen und der Hautfarbe der Menschen, ausdrücklich Zeichen Gottes genannt. Außerdem werden als Zeichen Gottes auch Wunderzeichen angeführt,  wie das Kamel des Salih, der Stab des Moses, die Geburt Jesu (F), die Arche Noahs und weitere.  Alle diese Zeichen dienen als Mahnung und Zeichen der Macht, Weisheit und der unnachahmlichen Werke Gottes.

                          

Die Suren des Korans tragen jede einen eigenen Namen. Allameh  Tabatabai sagt hierzu:

„Die Suren werden manchmal nach dem Namen benannt, der in dieser Sure vorkommt oder nach einem Thema, um das es in der betreffenden Sure geht. Wie zum Beispiel Baqara (Sure 2 - die Kuh) oder Al-i Imran (Sure 3 – die Familie des Imran). Manchmal dient auch der erste Satz einer  Sure ihrer Bezeichnung wie zum Beispiel bei der Sure (97) Qadr, die auch unter dem Titel Inna Anzalnahu  (Wahrlich, wir haben ihn herabgesandt) bekannt ist. Es kommt auch vor, dass eine Sure nach ihrem Platz im Koran benannt wird, wie die Sure Hamd, die am Anfang des Korans steht und daher auch als die Sure Fatiha al-Kitab  (die Eröffnende des Buches) bezeichnet wird. Viele Namen dieser Suren waren schon zu Lebzeiten des geehrten Propheten (S) üblich.“  

 

                       

Die Koranwissenschaftler sagen, dass jede Sure des Korans ein Wunder und göttliches Zeichen ist und alle Suren, ob lang oder kurz, auf die Stufe der Unnachahmbarkeit zu stehen kommen. Einige von ihnen sind der Meinung, dass die Aufteilung des Korans in Suren zeigt, dass jede Sure ihren eigenen besonderen Stil und Inhalt hat. Zum Beispiel berichtet die Sure Yusuf über das Leben des Propheten Josef und an einigen Stellen der Sure Ibrahim berichtet der Koran von Abraham.

Wenn jemand eine Sure oder einen Teil aus ihr gelesen hat und dann auf eine andere Sure übergeht, spürt er keine Müdigkeit, denn er begegnet einem neuen Thema und dies spornt ihn zum Weiterlesen an.  Er ist wie ein Reisender, der ein größere Strecke zurückgelegt und an mehreren Orten Halt gemacht hat,  und nach einer Pause  seinen Weg wieder fortsetzt. 

 

Der englische Theologe, und Forscher Kenneth Cragg, der eine Zeitlang Bischof von Jerusalem war, schreibt, dass die Koransuren und die Wiederholung von Wörtern am Ende von Versen eine magnetische Anziehungskraft haben und dass die Schlichtheit der Wörter und Ausdrücke und Gleichnisse und die Schwure die Koranverse zu etwas Besonderem werden lassen. Er sagt, so sehr ein europäischer Übersetzer auch versuchen sollte, die Anordnung der Wörter  und die Wiederholung von Wörtern am Versende bei der Übersetzung zu bewahren, wird diese Übertragung niemals die Schönheit, Erhabenheit und Brillanz  des Originals erreichen. Cragg schreibt: „Bei der Übersetzung der Verse und Suren des Korans geht die  Anziehungskraft des Originals verloren. Es ist, als wolle ein Künstler aus Plastik eine Rose anfertigen, die nach außen hin nicht den geringsten Unterschied zu einer natürlichen Rose hat. Doch es liegt auf der Hand, dass eine künstliche Rose niemals den lieblichen Duft einer natürlichen Rose besitzt.“

 

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