Wir und unsere Hörer- Teil 379
Hörerpostsendung am 23. Oktober 2022 Bismillaher rahmaner rahim - Herzlich willkommen zu einer neuen Hörerpostsendung liebe Freunde unseres deutschsprachigen Programms aus Teheran. Immerhin können wir heute den Eingang von zwei Ansichtskarten und einer Mail vermelden, das ist natürlich viel besser als nichts.
Zunächst lesen wir aber die Mail von unserem Hörer aus Schweden vor, für die beim letzten Mal dann doch keine Zeit mehr war. Also, nach ein paar Takten Musik geht es los.
Unser wohl ältester Hörerfreund – Ullmar Qvick - meldete sich nach längerer Zeit mal wieder, um seine Meinung bezüglich der aktuellen Lage bekannt zu machen:
„09.10.2022
Grüße aus Schweden:
Es ist lange her, dass ich Ihnen geschrieben habe. Die Gründe dafür sind vielfältig. Jetzt will ich noch schreiben und meine Meinung darlegen.
Viele Jahre lang habe ich das kommunistische Regime in Albanien verteidigt, weil ich glaubte, dass es sich ändern würde, wenn das Bewusstsein der Menschen zunimmt und der äußere Druck auf das Land abnimmt.
Nach vielen Jahren wurde mir klar, dass es falsch war, eine Illusion. Ein Regime, das auf der Macht einer Elite und auf Gewalt basiert, ändert sich nicht. Meine Scham habe ich versucht wegzuwaschen, indem ich ein Buch geschrieben habe, das sich auch mit der Unterdrückung, falschen Gerichtsverfahren, Folter und anderen Verbrechen gegen die Menschenrechte in Albanien befasst.
Gott braucht keine Verteidigung durch Gewalt gegen Menschen. Gott ist Liebe und braucht keine Macht für sein Reich. Seine Propheten dürfen nicht missbraucht werden. Die Entwicklung, die technologischen Fortschritt bedeutet, muss auch sozialen und menschlichen Fortschritt bedeuten. Die Frau, die zur Zeit der Propheten ihre Rolle in der Familie zum Überleben haben musste, hat sich ebenso entwickelt wie die Technik. Sie braucht den Mann nicht mehr als Oberhaupt. Der Mann, der nach Macht strebt und Religion als Mittel benutzt, macht einen großen Fehler gegen sich und die Frau.
Das sind meine Gedanken. Ich habe vom Leben gelernt. Ich schweige nicht. Ich verneige mich vor den Frauen im Iran, die für die Menschenrechte kämpfen. Die Männer, die sie mit Drohungen und Gewalt behandeln, zeigen nur ihren Mangel an Ehre.
Aufrichtig
Ullmar Qvick
Wir bedanken uns bei Herrn Qvick für seine aufrichtige Meinung, die wir grundsätzlich auch teilen. Leider sind die Umstände komplizierter als es auf den ersten Blick scheint. Wir in der Hörerpostredaktion haben auch nicht die Kompetenz, die verschiedenen Perspektiven und Wahrheiten zu kommentieren oder zu interpretieren.
In einer der neuesten ParsToday-Nachrichten mit dem Titel:
„Irans Vizebotschafterin bei der UNO wirft dem Westen "Unehrlichkeit" bei der Unterstützung von iranischen Frauen vor“
heißt es unter anderem, dass der Förderung der kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Stellung der Frau in der Politik, bei der Gesetzgebung und nationalen Planung stets Aufmerksamkeit geschenkt wurde und wird.
Die Vizebotschafterin der Islamischen Republik Iran bei den Vereinten Nationen wies ferner darauf hin, dass derzeit 73 Prozent der Fachärzte und 49 Prozent der Allgemeinärzte in Iran Frauen sind und betonte: „Die Islamische Republik Iran hat einen Raum geschaffen, in dem iranische Frauen stolz die religiösen und patriotischen Überzeugungen ihrer Nation auf internationaler Ebene in allen Bereichen, einschließlich Wissenschaft, Sport und Kunst, vertreten können.“
Diese Nachricht bedeutet allerdings nicht, dass es keine Defizite gibt und sicher noch sehr viel getan werden muss für die Rechte der iranischen Frauen.
Wir bedanken uns nochmals bei Herrn Qvick und freuen uns über seine ehrliche Meinungsäußerung. Aufgrund dieses sehr speziellen Themas können wir die Diskussion in diesem Rahmen nicht weiterführen. Wir bitten um das Verständnis von Herrn Qvick und allen Hörerfreunden.
Als nächstes kommt unsre Hörerfreundin Martina Pohl an die Reihe, die uns zwei weitere Empfangsberichte zuschickte, und zwar vom 4. und 11. Oktober, außerdem hat sie wohl unsere Bilderserie auf der Internetseite über Yazd, Stadt der Windtürme vom 7.Oktober gesehen, und die einführenden Zeilen dazu gelesen, in denen es heißt: Yazd ist im Ausland wegen seiner gut überlegten und naturfreundlichen Architektur als nachhaltige Stadt im Gespräch. Charakteristisch für den Gebäudebau in Yazd sind Windtürme, unterirdische Wasserkanäle (Qanate) und die Verwendung von thermisch isolierendem Baumaterial.
Frau Pohl schrieb in ihrer Mail:
„Liebe deutschsprachige Redaktion,wenn ich es richtig interpretiert habe, hat Yazd gute Chancen in die Liste der nachhaltigen Städte aufgenommen zu werden.Die erfindungsreichen Bauten dieser Wüstenstadt faszinieren mich immer wieder. Das spezielle Bewässerungssystem ist eine architektonische Besonderheit. Die unzähligen Windtürme oder "Badgirs" in Yazd versorgen die Häuser bei hohen Temperaturen mit kühler Luft. Und dies wird auf natürliche Weise erzeugt. Gute Feuchte- und Wärmespeicherung lässt sich mit Lehmziegeln erreichen, die auch heute noch größtenteils als Baumaterial in Yazd Verwendung finden. Diese können auch vollständig wiederverwertet werden.Sicherlich spielen noch weitere Faktoren eine Rolle, die eine nachhaltige Stadt ausmachen.Viele Grüße Martina“
Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit und das Interesse von Frau Pohl. Sie hat Recht, Yazd ist wirklich eine besondere Stadt, bedauerlicherweise wird diese nachhaltige Bauweise auch selbst in Iran quasi nicht mehr befolgt. Es wäre schön, wenn sich das in näherer Zukunft ändern würde.
Bei der UNESCO heißt es bezüglich Yazd: Eine irdene Stadt in der Wüste – als außergewöhnliches Beispiel traditioneller Siedlungsformen unter herausfordernden klimatischen Bedingungen ist die historische Stadt Yazd 2017 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben worden.
In der Erklärung zum außergewöhnlichen universellen Wert dieser Stadt heißt es:
"Yazd ist ein herausragendes Beispiel für eine traditionelle menschliche Besiedlung, die repräsentativ für das Zusammenspiel von Mensch und Natur in einer Wüstenumgebung ist, die sich aus der optimalen Nutzung und cleveren Verwaltung der begrenzten Ressourcen ergibt, die in dem trockenen Umfeld verfügbar sind."
Daraufhin hat diese besondere iranische Stadt 2018 den „Weltpreis für Nachhaltigkeit“ also den Energy Globe Award bekommen.
Die Erklärung für diesen Preis lautet: „Schon seit tausenden von Jahren werden dort die traditionellen Häuser durch ihre einzigartige Bauweise vom Wind gekühlt.“
Der Energy Globe Award ist ein Umweltpreis der Energy Globe Foundation mit Sitz in Österreich. Dabei werden Projekte mit Fokus auf Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Einsatz erneuerbarer Energien prämiert. Das Ziel der Stiftung ist das Aufzeigen von Lösungen für Umweltprobleme.
Gegründet wurde der Energy Globe Award im Jahr 1999 durch den Energiepionier Wolfgang Neumann, der bereits 1985 die Energiesparmesse und in der Folge Energieberatungszentren in ganz Europa ins Leben gerufen hatte.
Am 28. und 29. Januar 2019 fand die internationale Konferenz für nachhaltige Städte (The International Conference of Sustainable Cities) in Yazd statt.
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Anerkennungsprozess sicher verzögert – hoffen wir, dass es trotzdem klappt, denn verdient hätte es Yazd ganz sicher, in dieser Liste zu stehen.
Jetzt kommt unsere musikalische Pause, in der Nader Esmaeilzadeh das Lied Jan-e man singt - der Titel bedeutet in etwa "Meine Liebe".
Die beiden Postkarten, die nach längerer Pause bei uns auf dem Redaktionstisch landeten, haben uns in doppelter Hinsicht erfreut, sind sie doch ein Zeichen für die Hörertreue als auch für das Funktionieren der Postverbindung.
Die eine der Ansichtskarten kam aus Prizren von unserem Freund Stephan Lipsius aus Kassel.
Am 15.09.2022 schrieb er:
„Liebe Freunde,
von meiner Rundreise sende ich Ihnen gerne erneut eine Karte aus dem Kosovo. Hier herrschen noch recht sommerliche Temperaturen, die man genießen kann.
Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüßen Stephan Lipsius.“
Herzlichen Dank, lieber Herr Lipsius für dieses Treuezeichen.
Die Postkarte wurde in der kosovarischen Hauptstadt Pristina am 15. September abgestempelt, der Eingangsstempel in Iran ist der 2.Oktober 2022. Es hat dann mehr als 2 Wochen gedauert, bis sie in unsere Hände gelangte, eine traurige Bilanz.
Die Vorderseite der Karte zeigt verschiedene Ansichten der Museumsstadt Prizren, mit Kirchen und Moscheen sowie einem Blick über die Stadt, bei dem die roten Ziegeldächer ein- oder zweistöckiger Häuser die Zahl der Hochhäuser noch mehrfach überwiegen. Prizren ist übrigens die zweitgrößte Stadt des Kosovo.
Die zweite Ansichtskarte, die in diesen Tagen bei uns eingetroffen ist, zeigt verschiedene Ansichten von Salzburg, wie den Mirabellgarten und die Feste Hohensalzburg.
Über den Absender erfahren wir auf der Rückseite folgendes:
„Liebe Freunde!
Man kann es sich kaum vorstellen, mit dem 9 Euro-Ticket bis in die österreichische Landeshauptstadt Salzburg! Eine bezaubernde Stadt mit viel Charme und Gemütlichkeit.
Sehenswürdigkeiten gibt es hier genug, von der Festung Hohensalzburg bis hin zum Mozarthaus. Enge alte Gassen mit hübschen Läden strahlen ein ganz besonderes Flair aus. In der Tat - ein Traum auf Erden!
Choda hafez, Michael Lindner.“
Herzlichen Dank sagen wir auch dem Reise-Michael aus Gera für seine Postkarte aus der 9-Euro-Ticket-Zeit.
Der Ausgangsstempel auf der Karte ist nicht lesbar, aber das Datum des iranischen Eingangsstempels ist klar erkennbar und entspricht dem 11. September 2022.
Bezüglich des 9 Euro-Tickets hatte uns Michael Lindner ja schon vor längerer Zeit sein Resümee zugeschickt, das wir auch in einer Hörerpostsendung vorgelesen haben. Dabei ist uns ein kleines Missgeschick passiert, worauf sich Herr Lindner am 21.September meldete:
„Heute muss ich leider auf einen Flüchtigkeitsfehler hinweisen, der in der Hörerpost vom 11. September aufgetreten ist. Natürlich möchte ich hier nicht den "Kümmel spalten", aber es könnte ja sein, dass aufmerksame Zuhörer den Fehler bemerkt haben und nun glauben, dass der "Reise Michael" etwas über die Stränge geschlagen hat. Also, folgende Berichtigung:
Mit dem „Glücksticket“ (9 Euro-Ticket) drei Monate lang durch ganz Deutschland und teilweise auch in das benachbarte Ausland...
So lautete der Satz in meinem Brief, was auch richtig in der schriftlichen Fassung der Hörerpost im Netz steht.
Allerdings wurde folgendes vorgelesen: Mit dem „Glücksticket“ (9 Euro-Ticket) drei Monate lang durch ganz EUROPA und teilweise auch in das benachbarte Ausland...“
Wäre schön, wenn Ihr die kleine Korrektur in der nächsten Sendung erwähnen würdet. Tausend Dank!
Herzliche Grüße von Haus zu Haus, Michael“
So nun haben wir auch die Bitte von Herrn Lindner endlich erfüllt und entschuldigen uns für den Flüchtigkeitsfehler.
Herr Linder schrieb dann noch in seiner Mail:
„Momentan wird man hier jeden Tag mit Schreckensmeldungen überrascht. Die Energiepreise sind unvorstellbar, wie soll das nur weitergehen? Zum Glück haben wir keine Ölheizung, sondern eine Wärmepumpe, die recht sparsam heizt. Die Menschen haben Angst vor dem Winter, berechtigt! Da bleibt nur zu hoffen, dass es milde Wintermonate werden. Unseren Politikern kann man nicht mehr zuhören, man kommt sich vor wie in der Muppetshow. Da wird so viel unsinniger Stuss erzählt, macht den Menschen letztendlich noch mehr Angst. Dass wir das alles ertragen müssen, damit rechnete wohl niemand. Schaut man in die Ukraine bzw. Russland, da kann man wirklich nur noch zu Gott beten!
Hoffentlich bleibt uns wenigstens der Frieden erhalten...
Michael“
Ja, wir leben in schwierigen Zeiten, und dass es Deutschland und Europa auch treffen wird, damit hatte vor einem Jahr noch niemand gerechnet.
„Unverhofft kommt oft“ heißt es in einer alten deutschen Redewendung, oder „Es kommt oft anders als man denkt“.
Aber wenn diese Situationen dann da sind, muss man sich natürlich mit ihnen auseinandersetzen.
Hoffen wir das Beste für alle schwierigen Situationen, und vor allem auf friedliche Lösungen. Gewalt und Krieg sind immer die schlechtesten Wege für die Lösung von Problemen.
Bitten wir gemeinsam um die Einsicht der verantwortlichen Politiker und Manager in dieser Welt, dass sie für und nicht gegen die Menschen handeln, gleich auf welcher Ebene des Lebens.
Für heute verabschieden wir uns damit aus der Hörerpostsendung und wünschen Ihnen allen das Beste und wie immer auch
Choda Hafez – Gott schütze Sie !