Lotsen zum göttlichen Hafen (und ihre Politik) (47 - Imam Sadiq (F))
Ab diesem Teil unserer Sendung werden wir Ihnen über Imam Sadiq (F) berichten.
Der sechste Stern am Himmel des Imamats und Wilayats ist Imam Sadiq (F). Die Situation in seiner Zeit war politisch, kulturell und gesellschaftlich gesehen sehr krisenhaft. Gegen Ende der Umayyadenherrschaften hielten einige der Großen der Haschemiten geheime Treffen in einem Ort namens Abwa`zwischen Mekka und Medina ab. An diesen Treffen nahmen Nachkommen des Imam Hasan (F), nämlich Abdullah ibn Hasan Muthana, berühmt als Abdullah Mahd, und seine Söhne Mohammad und Ibrahim teil , ebenso wie Enkelkinder des Prophetenonkels Abbas, nämlich Ibrahim al-Imam , Abul Abbas Saffah und Abu Dschafar Mansur und einige Onkel von ihnen.
Diese Gruppe von Verwandten des Propheten forderten mit ihrem Spruch اَلرّضا مِنْ آلِ مُحمّد،
„Ar rida min Muhammad“ dass anstelle der Umayyaden jemand aus der Familie des Mohammad an die Macht gelangen müsse. Sie umgingen mit ihrer Parole bewusst den berechtigten Anspruch von Imam Sadiq (F) auf das Imamat. Abdullah Mahd, Enkelsohn des Imam Hasan (F), sagte auf einer der geheimen Sitzungen: „Ihr Haschemiten: Alle Blicke sind auf euch gerichtet und alle im Volke hoffen auf euch. Kommt und schwört nun, da alle Voraussetzungen vorliegen und wir uns hier versammelt haben, meinem jungen Sohn die Treue. Wählt ihn als Vorsteher und kämpft gegen die Umayyaden.“ Abdullah Mahd erklärte sogar: „Ihr Leute wisst doch, dass dieser Sohn von mir der Mahdi der Ummah ist. So kommt alle und leistet ihm den Treueeid.“
Die Nachkommen des Prophetenonkels Abbas, die wie gesagt auch an diesen Treffen teilnahmen, strebten insgeheim eigentlich danach selber an die Macht zu gelangen. Da jedoch die Nachkommen Alis, zu denen der Sohn von Abdullah Mahd gehörte, beliebter waren, nahmen sie vorläufig den Treueschwur mit seinem Sohn in Kauf, um ihn später aus dem Weg zu räumen und selber die Macht zu übernehmen. Einer von ihnen, nämlich Mansur Abbasi, erklärte, sie würden den Sohn von Abdullah Mahd als den Wali – den Verwalter - anerkennen. Er rief alle Anwesenden auf, Muhammad ibn Abdullah Mahd , bekannt als Nafs al- Zakiya, die Treue zu schwören.
Abdullah Mahd wollte auch die Unterstützung von Imam Sadiq (F) gewinnen. Wie einige berichten, ließ er Imam Sadiq holen. Er erwies ihm großen Respekt und unterbreitete ihm den gleichen Vorschlag, den er auch den anderen gemacht hatte und sagte: „Angesichts der jetzigen chaotischen Lage und der misslichen Bedingungen wissen alle, dass dieser mein Sohn, der Mahdi Ummah ist und haben ihm die Treue geschworen. So schwört auch ihr ihm die Treue!“
Aber Imam Sadiq (F) antwortete ihm: „Der Mahdi der Ummah, dessen Erscheinen und Aufstand der Prophet (S ) verheißen hat, ist nicht dein Sohn, und du irrst dich falls du so denkst“. Dann sagte er zu den Anwesenden: „ Falls ihr ihm unter der Bezeichnung Mahdi der Ummah den Treueschwur leisten wollt, so werde ich das nicht tun. Dieser Anspruch trifft nicht zu. Die Zeit, in der der Verheißene Mahdi, der letzte Beweis Gottes und Imam der Menschheit, erscheinen wird, ist nicht jetzt, ist nicht in dieser Ära. Falls ihr euch jedoch erheben wollt, um das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren und gegen Unrecht und Unterdrückung kämpfen wollt, werde ich Treue schwören.“
Damit hatte Imam Sadiq (F) seinen Standpunkt klar gemacht. Der Abkömmling Imam Hasans, Abdullah Mahd hielt jedoch an seiner abwegigen Ansicht fest und behauptete erneut, sein Sohn Muhammad sei der Mahdi der Muslimgemeinde. Das sagte Imam Sadiq: „Wenn das so ist, werde ich keine Treue schwören,“ und als Abdullah Mahd daraufhin gekränkt war, bekräftigte er: „Ich sage dir, dass dein Sohn nicht der Mahdi der Ummah ist und dass wir – die Ahl-i Bait – Geheimnisse besitzen und wissen, wer die Eignung für die Nachfolgeschaft des Propheten (S) und das Imamat über die Umma besitzt und wer die Eignung für diesen Rang nicht besitzt. Ich sage erneut: Dein Sohn ist nicht der Mahdi der Umma. Er wird getötet werden.“
Trotzdem achtete Imam Sadiq den Sohn Abdullah Mahd wegen seiner Gottesfürchtigkeit. Abu-l Faradsch Isfahani (9.- 10. Jahrhundert nach Christus) schreibt: „Als er Muhammad, den Sohn Abdullah Mahd sah, traten ihm Tränen in die Augen und er sagte: ... Die Leute reden Dinge über ihn, die nicht stimmen... sie denken er sei der Mahdi der Umma. Aber einer von denselben Leuten, die ihm die Treue geschworen haben, wird ihn, wenn er an die Macht gelangt ist, töten.“
Die Bani Abbas – die Nachkommen des Prophetenonkels Abbas hatten also dem Sohn des Abdullah Mahd die Treue geschworen, waren jedoch insgeheim bestrebt die Regierungsmacht an sich zu reißen und verfolgten dementsprechende listige Pläne. In Kufa wählten sie einen Mann namens Abu Salama Chalal und betitelten ihn mit Wezir der Al-e Mohammad (Minister der Familie des Muhammad). Und eine weitere Person ernannten sie zum Emir (dem Befehlshaber) der Al-e Muhammad , nämlich Abu Muslim in dem großen nordostiranischen Gebiet Chorasan. Abu Muslim wollte Abu Salama, den er als Rivalen betrachtete, ausschalten, was er schließlich auch tat. Vor seinem Tod hatte Abu Salama begriffen, dass er zum Spielball in der Hand der Machtgierigen geworden war. Weil er dachte, dass das Kalifat von den Abbasiden wieder auf die Nachkommen Alis übertragen werden müsse, schickte er einen Boten mit drei Briefen aus- Der eine war für Imam Sadiq (F) , der zweite für Abdallah ibn Hasan und der dritte für Umar ibn Ali ibn Husain in Medina bestimmt. Als erstes sollte der Bote Imam Sadiq (F) aufsuchen. Falls dieser den Inhalt seines Briefes akzeptiert habe, sollte er die beiden anderen Briefe zerreißen. Sollte er ihn nicht akzeptiert haben, sollte er als nächstes zu Abdullah Ibn Hasan (Abdullah Mahd) gehen und, falls dieser den Inhalt seines Briefes akzeptiert den dritten Brief zerreissen bzw. wenn er den Inhalt nicht akzeptiert, (mit diesem dritten Brief) zu Umar ibn Ali ibn Husain Ibn Ali gehen.
Imam Sadiq (F) verbrannte den Brief von Abu Salama, ohne ihn zu lesen und sagte : „Er folgt anderen.“ Dann zitierte er ein Gedicht von Kumait Ibn Zaid, welches sinngemäß folgendes beinhaltete:
Du hast ein Feuer angezündet, aber ein anderer nutzt sein Licht.
Du hast Reisig gesammelt, aber auf der Schnur eines anderen aufgehäuft und ein anderer schnürt das Reisig zusammen und nimmt es mit.
Der Bote des Abu Salama brachte den zweiten Brief zu Abdullah Mahd (f). Dieser war im Gegensatz zu Imam Sadiq (F) hocherfreut. Er eilte mit dem Brief zu Imam Sadiq und sagte: „Dieser Brief ist von Abu Salama . Er schreibt: Alle unsere Anhänger in Chorassan sind bereit, das Kalifat und die Wilayat an uns zurückzuführen und er hat mich gebeten, dass er diese Aufgabe übernimmt.“ Gemäß dem bekannten Geschichtsschreiber Masudi antwortete Imam Sadiq ihm: „Seit wann sind die Menschen in Chorassan deine Anhänger geworden, dass du sagst: Meine Anhänger haben geschrieben? Hast du Abu Muslim nach Chorassan geschickt? Kennst du einen von der Bevölkerung von Chorasan?“ Abdullah , der nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, sagte aufgeregt und dreist zum Imam: „Das sagst du nur aus Neid!“ Aber Imam Sadiq (F) erklärte: „Bei Gott ! Ich meine es wirklich nur gut. Solche Schritte sind nicht zu deinem Wohle und du wirst nichts erreichen.“ Dann fügt er hinzu: „ Abu Salama hat genau dasselbe in seinem Brief an mich geschrieben, aber ich habe ihn bevor ich ihn lese, verbrannt.“ Da ärgerte sich Abdullah noch mehr und ging.
Wir sehen, dass Imam Sadiq (F) im Gegensatz zu Abdullah Mahd und dessen Söhnen , erkannte, dass die Nachkommen des Prophetenonkels Abbas (F) mit ihren irreführenden Parolen nur selber an die Macht gelangen wollten und es ihnen nicht um den Schutz der Ahl-i Bait und die Wahrung des Islams ging und dass sie sobald sie an der Macht sind, ihre Handlanger wie Abu Muslim und nicht nur ihn sondern auch seine Gegner umbringen werden.
Imam Sadiq (F) sah sich noch einem anderen ernsthaften Problem gegenüber. Weder ging es, dass er die Abbasiden bestätigt noch war es möglich sich gegen sie zu erheben und selber das Kalifat in die Hand zu nehmen, denn er hatte nicht genug Helfer auf seiner Seite. Sie können im nächsten Teil erfahren, was sich weiter ereignete.