Oct 10, 2020 04:32 CET

Die Lehren des Islams werden aus zwei Quellen entnommen. Eine davon ist der Koran und die andere die Vorgehensweise des Propheten und der Imame aus seinem Hause.  Dies ist eine große Schatzkammer von Wegweisungen und Lösungen für die Islamischen Gemeinschaften und nicht nur für sie.

 

 

In unserem Zeitalter gibt es viele Missstände, die ein gesundes Leben  und Denken der Menschen bedrohen. Wenn Wissenschaft und Technologie die Ethik und spirituellen Werte und Wegweisungen Gottes  ausklammern, so hat das mit Sicherheit Probleme für die Menschen zur Folge. Diese Probleme werden sich nur nach erneuter Zuwendung zu den religiösen Lehren lösen lassen. Wir benötigen heute mehr denn je eine Darlegung der Lehre der von Gott eingesetzten Wegweiser, zumal religiöse Überzeugungen jenen Faktor darstellt, der dem Verhalten des Menschen am stärksten eine Richtung verleiht.

Die Lehre des Islams baut auf der Rationalität und der Gott gegebenen inneren Natur des Menschen auf und kann daher eine Lösung für viele Probleme vorlegen – dies nicht nur in Glaubensfragen, sondern auch in Angelegenheiten der Gesellschaft und in der Politik. Daher wirkt diese Lehre anziehend auf Leute, die auf der Suche nach der Wahrheit sind und nachdenken.  Die Lehre des Propheten und der Imame aus seinem Hause hat nicht nur zu deren Lebzeiten als Quelle der Weisheit gedient, sondern erfüllt auch heute noch diesen Zweck für die Muslime und inspiriert sogar den einen oder anderen nicht-muslimischen Denker bei der Lösung von Fragen.

 

Gott hat im Koran unterstrichen, dass die Gläubigen die Ahl-ul-Bait - die Edlen aus dem Hause des Propheten - lieben sollen. Im Vers 23 der Sure 42 , Sure Schura, weist er den Propheten wie folgt an:

...Sag: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür (für diese Sendung), es sei denn die Liebe zu den  Verwandten (zu meinen Ahl-ul-Bait)

Auch hat er in im Vers 57 der Sure 25, Sure Furqan, wie folgt offenbart: 

Sprich: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür (für die Botschaft und Verkündung der Religion) , nur dass jeder, der will, (mit Hilfe meines guten Ratschlages) den Weg zu seinem Herrn einschlagen mag! (Dies ist mein Lohn)"

 

Die beiden Verse geben gemeinsam Aufschluss darüber, dass die Liebe zu dem Hause des Propheten vor der Irreleitung rettet. Der erste und wichtigste Schritt, der für die Liebe zu den Edlen aus dem Hause des Propheten notwendig ist, besteht natürlich darin, Wissen über deren hohen Eigenschaften zu erwerben. Wenn der Mensch mit ihrem Vorgehen und ihren Äußerungen vertraut wird, hält es ihn vom Irrweg und Abweichungen ab. Dieses Wissen macht – mit den Worten des Korans – den geraden Weg zum Herrn der Welten erkennbar.

Der renommierte  sunnitische Koranexeget Fachruddin Razi schreibt darüber, dass der Schwiegersohn des Propheten, seine  Gemahlin und seine beiden Enkelsöhne seine Ahl-ul-Bait sind wie folgt:  „Zweifelsohne sind mit Ahl-ul-Bait, Ali (F), Fatima (F), Hasan (F) und Husein (F) gemeint , denn sie hatten die meiste und tiefste Beziehung zum Propheten Gottes und ihnen wurde mehr als allen anderen der Segen dieses Erhabenen zuteil.“

Auch Imam Sadiq (F), edler Nachkomme der Ahl-ul-Bait) unterstreicht die Position des Prophetenhauses und sagt: „Alles hat ein Fundament und Stützen und das Fundament und die Stütze  des Islams ist die Liebe zu uns, den Ahl-ul-Bait.“ (Bihar-ul-Anwar, Bd. 27, S. 82) 

In Berufung auf  diesen Ausspruch Imam Sadiqs (F) lässt sich sagen, dass der Islam vergleichbar ist mit einem Haus, dessen Fundament und Stützen die Liebe zu den Ahl-ul-Bait ist – den Edlen aus dem Hause des Propheten. Ein Haus bleibt fest, wenn es ein festes Fundament und feste Eckpfeiler hat. Andernfalls besteht die Gefahr, dass es durch einen Sturm oder durch ein Überschwemmung zerstört wird.   Das Fundament des Islams wird durch die Liebe zu den Ahl-ul-Bait des Propheten stabil bleiben. Der Prophet unterstreicht die Liebe zu seinem Hause deshalb, weil sie auf höchster Stufe würdige Diener Gottes sind und daher den anderen auf den Weg leuchten können.  Die Imame der Ahl-e-Bait des Propheten (S) haben nach seinem Verscheiden im Laufe von mehr als zwei Jahrhunderten den Menschen  den wahren Islam dargelegt und Wissen übermittelt. Sie haben wegen der unterschiedlichen Bedingungen, die jeweils zu ihren Lebzeiten herrschten, den Muslimen praktische Beispiele dafür geliefert, wie sie mit den  verschiedenen gesellschaftlichen Situationen und den kulturellen und politischen Umständen umgehen sollen. Daher hat der  Prophet (S) verkündet, dass er als Lohn von den Menschen erwartet, dass sie sich auf den geraden Weg lenken lassen und diesen Weg beschreiten, und dass ihre Wegführer  die Edlen aus seinem Hause sind – die Ahl-ul-Bait.

 

 

Der zarte Setzling des Glaubens wird zu einem mächtigen Baum werden, wenn er von Zweifelsfragen frei bleibt. Die Ahl-ul-Bait wussten genau, welche schlimme Folgen Glaubenszweifel haben und deshalb haben sie sich dafür eingesetzt, den Glauben ihrer Anhänger zu schützen und zu festigen. Bei der Darlegung von Angelegenheiten des Glaubens  haben sie darauf geachtet, dass sie den Bedingungen der Zeit und des Ortes und dem Grad des Auffassungsvermögens derer, die sie ansprachen, angepasst war. Ein wirksamer Faktor um Aufmerksamkeit zu erwecken war die Hervorhebung der Bedeutung eines Inhaltes, zum Beispiel durch direkte Anrede. Eine Anrede ist wie ein Aufruf. Schon der Prophet hat sich auf diese sprachliche Hilfe gestützt: So hat er zum Beispiel in der Hudschat-ul Wada - seiner letzten Hadschpilgerreise – sieben mal die Anrede Ya Aiyuhan-Nas – „ihr Menschen“ verwendet. Und Imam Ali (F) hat in seinem Letzten Willen  und seinen Empfehlungen an Kumail, diesen nahen Helfer 46 Mal mit „O Kumail“  angesprochen. 

Eine weitere Methode, die der Prophet und die Ahl-ul-Bait nutzten, um jemanden auf bestimmte Themen aufmerksam zu machen, bestand darin, dass sie eine offene Frage hervorriefen. Das heißt für die Zuhörer tauchte aufgrund der Äußerungen des  Propheten oder der Imame eine Frage auf. Die anderen stellten ihnen daraufhin die Frage und hörten  sorgfältig der Beantwortung zu.  

Einmal saß der Prophet (S) mit einigen seiner Helfer zusammen. Er sagte zu ihnen :  „Nehmt die  Waffe der Propheten zur Hand.“ Dieser Satz machte die anderen neugierig zu erfahren, was er  denn mit „Waffe der Propheten“ meint. Da antwortete er: „Dua – die Bittgebete.“

Imam Sadiq(F) ist manchmal auf die gleiche Weise vorgegangen. Zum Beispiel sagte er einmal: „Die besten unter euch sind wahrscheinlich die Besitzer der Vernunft!“

Die anderen fragten: „Wer sind die Besitzer der Vernunft?“

Er antwortete: „Das sind diejenigen, die eine gute Moral und Langmut einhergehend mit Würde besitzen. Sie pflegen die guten Verwandschaftsbeziehungen, behandeln Väter und Mütter mit Güte und unterstützen die Armen, die  Nachbarn und die Waisenkinder.“  (Usul-i Kafi, Bd. 2, S.  240)

Außerdem haben der Prophet  und die Imame aus seinem Hause zur Erweiterung des Wissens angeregt.

                        

Die Motivierung zum Lernen kann sowohl von außen als auch von innen erfolgen. Wenn sie von innen kommt ist sie effektiver. Innere Motivierung bedeutet, dass der Mensch von sich aus danach verlangt etwas dazuzulernen und nicht von außen dazu angespornt werden muss. Zum Beispiel gibt das Gefühl der Neugierde den Menschen von innen heraus Ansporn zum Lernen, während das Versprechen einer Belohnung eine Motivierung von außen her darstellt. Der Prophet und die Ahl-ul-Bait  haben manchmal, um jemanden zur Suche nach Wissen anzuregen, ihm bewusst gemacht, dass er etwas nicht weiß. Wenn er daraufhin das Bedürfnis nach dem Erwerb von Wissen verspürt hat, haben sie ihn  dieses Wissen gelehrt. Folgende Begebenheit mag als Beispiel dienen:

Einmal befand sich der Prophet in der Moschee, als ein Mann sie betrat und das Gebet verrichtete. Dann kam er zum Propheten (S) und grüßte ihn. Der Prophet  beantwortete seinen Gruss und sagt: „Geh und verrichte das Gebet, denn du hast es nicht vollbracht!“ Der Mann ging und verrichtete erneut das Gebetsritual, kam wieder zum Propheten und grüßte. Aber der Prophet sagte erneut: Geh und verrichte das Gebet, denn du hast es nicht vollbracht!“ Das gleiche sagte der Prophet auch, nachdem der Mann zum dritten Mal das Gebet verrichtet hatte. Der Gläubige aber wusste  nicht, was er beim Gebet falsch macht und sagte: „Bei Gott der dich zu Recht und mit der Wahrheit ausgesandt hat, ich kann das Gebet nicht besser verrichten. Bring es mir bei.“ Und da lehrte ihn der Prophet wie er das Gebet verrichten soll. (Sahih Buchari, Band 1, S. 192)

Der  Prophet hätte ihm gleich beim ersten Mal sagen können, wie er beten muss. Dies hat er nicht getan, weil dieser Mann nicht das Bedürfnis verspürte, das Gebetsritual richtig zu erlernen. Daher hat der Prophet (S) auf diese Weise ihm erst seine Unkenntnis über die richtige Ausführung des Gebetes bewusst gemacht. Als dieser dann innerlich lernmotiviert war, hat er ihm die richtige Durchführung des  Gebetsdienstes erklärt.  

 

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